Womit wohl könnte man den ersten wirklichen Frühlingstag des Jahres besser begehen als mit so dezent wie gekonnt vorgetragener Bossa Nova? Die lässt seit den 50er Jahren Samba und Jazz in sehnsuchtsvoll swingender Melancholie und Daseinslust verschmelzen und wirkt dabei wie ein immerwährender musikalischer Sonnenstrahl, der die Seele wärmt und mit Licht erfüllt. Mit Zona Sul gastierte eine Band im restlos ausverkauften Neuburger Birdland, die die „neue Sache“ mit hoher Authentizität auf die Bühne bringt.
Allen voran die Münchener Sängerin Sophie Wegener: Mit einfühlsamem Timbre ist sie ganz nah dran an ihren Vorbildern Maria Rita und Elis Regina. Wegeners klare warme Stimme besticht mit intonationssicherer Souveränität, überlegt flexibler Phrasierung und sacht eingesetzter Dynamik. Auch mit den portugiesischen, italienischen, französischen, englischen Texten kommt die zweisprachig aufgewachsene Tochter eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter ausgezeichnet zurecht. Klassiker der Bossa Nova wie Milton Nascimentos „Encontros e despedidas“ – Begegnungen und Abschiede – oder Paulinho da Violas „Dança da solidão“ – Tanz der Einsamkeit – fließen ebenso leicht und mit unverkrampfter Sinnlichkeit in den Raum wie der durch João Gilberto bekannt gewordene melancholische italienische Sommertraum „Estate“ oder der herzensheitere Beatles-Song „And I Love Her“.
Vor dem soliden Hintergrund der Rhythmus-Verantwortlichen Matthias Engelhardt am E-Bass und Hajo v. Hadeln am Schlagzeug brillieren neben Sophie Wegener Tizian Jost und Pedro Tagliani, ersterer am Bösendorfer mit variabel elastischem Anschlag und schier sprudelnder Melodiosität, zweiterer an der akustischen Gitarre mit filigraner Virtuosität und sensitiver Hingabe. Da schmeichelt die Sonne nur so zum Frühlingsbeginn im Keller unter der Hofapotheke.