Donaukurier | Karl Leitner
Es heißt, in der Person des aus Kentucky stammenden und in New York lebenden Altsaxofonisten Vincent Herring, Jahrgang 1964, lebten der Sound und die Stilistik des legendären Cannonball Adderly (1928 – 1975) fort. Da ist sicherlich viel Wahres dran. Als Dozent an verschiedenen Hochschulen gibt er sein Wissen seit Jahren an den Nachwuchs weiter. Mit dem japanischen Ausnahmetalent Erena Terakubo bringt er nun seine Meisterschülerin mit auf eine Europa-Tour, die ihn auch nach Neuburg in den Birdland Jazzclub führt.
In Kooperation mit dem Schweizer Schlagzeuger Joris Dudli, dem spanischen Kontrabassisten Ignasi Gonzales und Urs Hager aus Wien am Klavier sogen die beiden dafür, dass bereits nach fünf Minuten quasi die Hütte brennt und dass das auch über mehr als zwei Stunden so bleibt. Diese Band sorgt ab der ersten Sekunde für klare Verhältnisse und enttäuscht die Erwartung, die sie damit hervorruft, nämlich einen Abend mit heißer Musik, nicht einen Augenblick lang. Terakubo’s scharfer Ton, ihre rasend schnellen Läufe, ihre vor Energie übersprudelnden Kaskaden ergänzen sich hervorragender Weise mit dem wärmeren Sound Herrings, dessen abgeklärter Melodieführung und dessen eleganter Phrasierung. Hier ziehen vier Herren und eine Frau gemeinsam an einem Strang, brennen ein Feuerwerk an heißer Musik bei gleichzeitiger Coolness ab, das in den beiden Zugaben, dem Klassiker „Old Devil Moon“ und Herring’s „Dudli’s Dilemma“ seinen Höhepunkt findet. Momente wie diese, in denen die Musik ein Eigenleben entwickelt und eine Band anfängt, auf deren Schwingen wie von selbst einen halben Meter über dem Bühnenboden zu schweben, sind äußerst selten und sollten am besten nie enden.
Was sie natürlich trotzdem irgendwann tun. Herring hatte in Adderly einen idealen Lehrmeister und Terabuko hat ihren in Herring. Doch die beiden stehen ja nicht isoliert und vor allem mit sich selbst beschäftigt in der Szene des Hard Bop und des Soul Jazz, sondern sind und bleiben Teil von ihr, integrieren Freddie Hubbard’s „Sweet Sue“, Charly Parker’s „Repitition“, Victor Feldman’s „The Chant“ in ihr Programm, intonieren Hank Mobley’s „A Pack A Sack“ und die Ballade „Good Morning Heartache“, zeigen mit fanfarenartigen, feurigen Themen und mächtigen Saxofonstößen immer wieder ihre gemeinsame musikalische Visitenkarte vor.
Was überraschend ist: Bis auf eine Nummer ist kein einziges Stück aus einer von Herring’s Veröffentlichungen aus der letzten Zeit im Programm zu finden. Statt dessen zwei Standards, zwei Neukreationen – Terakubo’s „Little Girl Power“ ist für sie der ideale Anlass, auch noch den zweiten Turbo zu zünden – und selten Gehörtes aus der Feder namhafter Genre-Kollegen. So geht’s also auch. Man schaut sich in der umfangreichen Literatur um und stellt daraus zwei sorgfältig abgestimmte Sets zusammen, fliegt über den großen Teich, holt sich die geeigneten Musiker für eine kleine Tour mit an Bord – nach dem Gig im Birdland geht’s sofort in Luzern und dann in Paris weiter – und ab geht die Post. Was übrig bleibt, ist ein restlos begeistertes Publikum, die Gewissheit, wieder mal ein echtes Highlight im Birdland erlebt zu haben, der Plan bei vielen, das Programmangebot des Neuburger Jazzclubs künftig besonders genau abzuchecken und wiederzukommen. Anlass dazu bestünde in den nächsten Wochen wahrlich reichlich.
Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
Was für ein Abend im Neuburger Birdland. Das Gitarren- und Gesangstrio Gipsy Luna hat am Freitag im Jazzkeller einiges zu bieten: Alte, flotte Schlager wie „Marina“, „Volare“ und manch anderes dieser Art. Ein Publikum, das animiert durch die Band über längere Strecken mitklatscht und mitsingt. Und eine Atmosphäre, die fast in Richtung Stimmungsmusik geht. Derlei kennt man eher von Pop- und Folklore-Konzerten oder von ausgelassenen Partys. Mit dem Anspruch des Neuburger Birdland-Clubs und der bei allem Wohlwollen unerlässlichen musikalischen Komplexität jeder Art von Jazz hat das, mit Verlaub, nicht mehr sehr viel zu tun.
Da fehlten gegen Ende des Konzerts nur noch die „Ole!“-Rufe aus dem Publikum. Dann wäre man mittendrin gewesen im Feeling der Abend-Show eines Ferienclubs unter südlicher, spanischer Sonne. Die scheint ja sowieso bei Tag und Nacht. Und es ist ihr nicht so wichtig, worauf sie gerade herunter scheint. Hauptsache, das Publikum ist begeistert.
Kein Zweifel: Das Gitarren- und Gesangstrio Gipsy Luna hat diesen High-Life-Teil seines Auftritts in Neuburg technisch perfekt über die Rampe gebracht, vokal wie instrumental. Sie heizten so dem Großteil der Zuhörer reichlich ein – und ließen Jazzfreunde, die sich etwas anderes erwartet hatten, ein wenig ratlos zurück.
Denn eigentlich ist das Trio Gipsy Luna mit dem monegassischen Gitarren-Giganten Philippe Loli und den beiden Mitstreitern Jean-Marc Scheit und Marco Micheli dafür bekannt, dass es spannende Welten wie Klassik, Jazz, Weltmusik und lateinamerikanisch geprägte Songs und Balladen zu einer eigenen, neuen musikalischen Sprache verwebt. Auch davon ließen die drei Vollblut-Gitarristen in Neuburg manches hören. Musikprofessor Loli, Komponist bedeutender Werke für Orchester und Sologitarre, rechtfertigte im Birdland seinen weltweiten Ruf. Was ihm bei der Adaption von Chansons eines Charles Aznavour, bei Samba la noche oder bei seinen Soli im „Cafe Latino“ an improvisatorischer Tiefe gelingt, wie er mit einer selbstverständlichen Grandezza über das gesamte Griffbrett (manchmal fast darüber hinaus) spaziert – all das zeigt, welche Substanz in diesem großen älteren Herrn der Gitarrenkunst steckt. Nicht zuletzt in den Balladen, die alle Facetten von Liebesleid, Liebesfreud und die unendlich vielen Schattierungen dazwischen ausleuchten.
Die beiden Loli-Mitstreiter Jean-Marc Scheit und Marco Micheli glänzen in diesem Teil des Abends mit ihrem Rhythmus-Feeling, das gleichsam Kontrabass und Drums mitdenkt und vor allem mit ihren Gesangspartien. Im intensiven, dunkel sinnlich gefärbten Sound ihrer Bass-Bariton-Lage geben sie den Samba- und Gipsy-Nummern eine noble Note.
Vor allem im zweiten Set drängen die beiden Loli-Compagnons den Charakter des Konzerts dann in eine andere, eingangs beschriebene Richtung. Im Programmheft war ein „Abend zum Schwelgen“ mit Rumba, Samba und Gypsy-Klängen angekündigt. Es ging dann aber darüber hinaus – in Richtung Showtime bis zum leichten Ausflippen. Ein paar Schritte zu weit.
Donaukurier | Karl Leitner
Es gibt Abende, die bleiben in Erinnerung. Zum Beispiel der mit Philippe Loli, dem monegassischen Stargitarristen, der zuletzt vor ziemlich genau zwei Jahren zusammen mit seinem Sohn Giuliano und dem Geiger Matthias Well ein denkwürdiges Konzert im Birdland Jazzclub in Neuburg gab. Erinnerungswürdig ist auch das aktuelle, bei dem er zusammen mit den beiden Gitarristen Jean-Marc Scheit und Marco Micheli wieder mal, wie bei ihm üblich, die Schnittstelle zwischen Klassik, World Music, Filmmusik und Jazz für sein Repertoire auserkoren hat. Diesmal freilich aus einem ganz anderen Grund.
Es ist nun mal so, dass man sich am leichtesten merkt, was gründlich schiefgegangen ist. Und das ist bei diesem Konzert die letzte halbe Stunde. Mit gewohnter Souveränität haben sich Loli und seine Mitstreiter, beides versierte Instrumentalisten und mit starken Tenorstimmen ausgestattet, 60 Minuten lang wacker geschlagen, haben Flamenco, Bossa Nova, Samba, kubanischen Cha Cha und spanische Gitarren-Klassik für ihre Zwecke aufbereitet und arrangiert, kurz mal bei Ennio Morrico-ne, Charles Aznavour und mit „Fragile“ sogar bei Sting vorbeigeschaut und die ausgewählten Stücke – auch die leichteren – mit ihrer Art der Umsetzung zu einem konzertanten Ereignis gemacht, das ihrer Bedeutung absolut entspricht. Loli’s eigene Kompositionen wie „Cafe Latino“, „Carnaval“, „Samba da Noche“ oder „Compas“ sind echte Perlen und wenn ein Könner wie er sie als Ausgangspunkt für eines seiner Soli benutzt, ist das allemal ein besonderes Ereignis. Auch an diesem Abend ist das so.
Dann aber sticht ihn der Hafer und er verabschiedet sich bewusst von dem bisherigen hohen Level und lässt sich auf Italo- und Ibero-Schlager wie Rocco Granata’s „Marina“ und Domenico Modugno’s „Volare“ ein. Ohne Not wohlgemerkt, denn das Publikum hat er zu diesem Zeitpunkt längst überzeugt von seiner Klasse. Warum nur tut er das? Hat man bis hierher gedacht, hier sei endlich mal wieder jemand auf der Bühne, der spanische, lateinamerikanische und karibische Musik außerhalb des Jazz nicht automatisch mit folkloristischer Touristen-Anmache gleichsetzt, und war froh über genau diese Tatsache, dann tut diese Hinwendung zur oberflächlichem „Karneval in Rio“- und „Fiesta del Vino“-Muzak besonders weh. Obwohl dem Publikum, das freilich trotz des Einbruchs des Trios kurz vor der Ziellinie bis zum Ende mehrheitlich begeistert mitsingt und mitklatscht und sogar zwei Zugaben einfordert, weitere Machwerke wie „Guantanamera“ oder „Vamos à la Playa“ – oh ja, es gäbe da schon noch einiges an Grausamkeiten – erspart bleiben, ist die Sache ab diesem Zeitpunkt eigentlich gelaufen. Trotz des finalen Lichtblicks einer durchaus hörenswerten Bearbeitung von „May Way“, das Loli Frank Sinatra zuschreibt, auch wenn es von Paul Anka stammt.
Was für Potential, welch künstlerische Klasse, welch hohe Kreativität, welch beeindruckende Darbietung aller drei Beteiligten als Instrumentalisten und als Sänger. Und dann diese Schlussphase, die besonders nachhallt. Bei den einen, weil sie für sie die mit der ausgelassensten „Stimmung“ und damit die mit dem höchsten Unterhaltungswert war, für die anderen, weil sie sie so überaus enttäuschend fanden. Vor allem dann, wenn man sich vergegenwärtigt, welchen exzellenten Ruf Loli bislang in Neuburg hatte. Wohlgemerkt: Hatte.
Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
Cool, crazy und ungemein vital. So viel Spaß war selten auf der Bühne des Birdland, verbunden mit der lockeren Souveränität von denkbaren Meistern, dabei höchst intensiv, konzentriert und unablässig busy.
M.O.M.-Trio, dahinter verbergen sich Francois Mouton am Bass, Zwillingsbruder Louis am Schlagzeug und der fulminante Jowee Omicil an allerlei Instrumenten, schwerpunktmäßig Saxophonen. Die Drei beherrschen einfach alles, vom Bebop zum HipHop, vom Calypso bis zum freien Spiel, immer frisch und munter voraus, komplett ohne Netz und doppelten Boden, aus dem Augenblick ins Jetzt. Kaum vorstellbar die Kompaktheit eines Trios ohne Harmonieinstrument wie Klavier, Gitarre, Orgel oder was.
Allein die unablässige Beweglichkeit und Bewegung von Louis Mouton am Schlagzeug knüpft einen derart dichten Teppich aus Sounds und Rhythmen, dass nie der Eindruck entsteht, es fehle an irgendwas.
Im ungemein präzisen Zusammenspiel mit seinem Bruder und dessen mal wuchtigen, mal filigranen, mal pizzicato, mal con arco sich entwickelnden Basslinien entsteht ein derart mitreißender Groove, dass die Musik nur so zu fliegen scheint.
Dazu Jowee Omicil, mal mit blauem Baseball-Cap, mal grüner Pudelmütze, an Sopran-, Alt- und Tenorsaxophon, Klarinette und Bassklarinette, Piccoloflöte, sogar eine Melodica und eine Piccolotrompete zieht er aus der Tasche. Der ehemalige Schüler von Ornette Coleman und Weggefährte von Roy Hargrove entwickelt dabei einen ganz eigenen Sound, erweist seine Reverenz vor allem auch Sonny Rollins, Miles Davis, der Intensität des modernen Jazz und dem freien Spiel der Nase nach.
Selbst notorische Birdland Besucher müssen wohl weit zurückdenken, wenn sie sich an ein derart unorthodoxes Konzert erinnern möchten.Das M.O.M Trio steht für spontane Musikalität, stand up Poetry und unverkrampfte Vertrautheit, sie wirken wie drei Jungs, die sich an der Ecke treffen, quatschen, blödeln, diskutieren, miteinander lachen und High Five! Ungemein interaktiv, stets im Dialog, aufmerksam und auch dann, wenn jeder sein eigens Ding zu verfolgen scheint, plötzlich wieder absolut auf dem Punkt, fröhlich feixend und voller Freude an schlafwandlerisch seelenverwandtem Musizieren. M.O.M-Trio: Yeah!
Donaukurier | Karl Leitner
Drei Musiker laufen sich eher zufällig über den Weg, entdecken schnell, dass sie musikalisch ähnlich ticken, über eine gemeinsame Art von Humor verfügen und tun sich in Paris zusammen, um ein Jazz-Trio zu gründen. Nach ihren Initialen nennen sie es M.O.M. Und nun spielen die Zwillingsbrüder François und Louis Moutin Kontrabass und Schlagzeug und Jowee Omicil bedient alles, in das man hineinblasen kann, diverse Saxofone und Klarinetten, Trompeten, sogar eine Melodica.
Das Birdland-Konzert des Trios ist einzigartig. Weil sich wohl keiner im Keller unter der ehemaligen Hofapotheke daran erinnern kann, jemals derart viel und spontan entstandenen Klamauk binnen gut zweier Stunden dort erlebt zu haben. Von der ersten Minute an lässt Omicil die Saxofone quietschen, quieken, brüllen, schreien und lauthals losprusten, legt sich Louis Martin mit Trommelkaskaden à la Ginger Baker mächtig ins Zeug, lässt sein Bruder François mit mächtigem Sound die Saiten schnarren und donnert mit enormen Druck das Fundament ins Gewölbe. Das Konzert ist eine einzige lange Improvisation, aber weder die kleinen, zärtlichen Figuren noch die gewaltigen Eruptionen, zwischen denen es ständig hin und her geht, führen ziellos irgendwo hin, nein, in all dem Klamauk, in dem über das Birdland, Neuburg und Gastgeber Manfred Rehm gerappt und in die das Auditorium mit eingebunden wird, liegt eine systemische Ordnung. Immer wieder kommt das Trio zur allgemeinen Verblüffung an Stellen mit punktgenauem, perfekt getimten Stops oder Richtungswechseln. Die Mothers Of Invention machten früher mal Ähnliches, hier aber schaut das nicht nach einem ausgetüftelten Konzept aus – was es natürlich trotz allem auch ist – sondern nach enorm viel Spaß und guter Laune, wirkt weder anbiedernd noch aufgesetzt.
Natürlich ist das Publikum begeistert. Musiker und Auditorium stecken sich gegenseitig an, vor der Pause bietet die Band den Leuten, die längst zu Fans geworden sind, eine komplett durchgeknallte Version von Miles Davis‘ „Jean Pierre“ an, nach der Pause muss Sonny Rollins‘ „Oleo“ dran glauben. Es ist ein extrem körperliches Konzert, die Moutin-Brüder sind bereits am Ende der ersten Hälfte komplett nassgeschwitzt, haben sich wie Omicil völlig verausgabt, aber nie die Kontrolle verloren. Sie feuern sie sich gegenseitig an, mit Gesten, mit in den Raum und damit den Partnern zur Verfügung gestellten Figuren oder auch direkt. „Hör endlich auf mit dem Quatschen. Lasst uns lieber Krach machen!“, so Louis voller Tatendrang, dem die Ansage von Bruder François ganz einfach zu lange dauert.
Auch wenn das Trio in der zweiten Halbzeit das Energielevel ein klein wenig herunterschraubt, ist noch jede Menge los. Omicil spielt plötzlich mit Stirnlampe und keiner weiß, warum. Weil’s ihm gerade Spaß macht, vermutlich. So wie das ganze Konzert Spaß macht, die ekstatischen Abschnitte ebenso wie die ruhigeren im zweiten Teil. „Does Humor Belong in Music?“ fragte Frank Zappa bereits 1986 und gab die Antwort gleich selber. Selbstverständlich! Damals und auch hier im Birdland, sobald er nur befreiende Wirkung hat. Allzu bierernst geht es auch in der Musik ja oft genug zu. Nachhörtermin für dieses Konzert des 14.Birdland Radio Jazz Festivals ist am Freitag, 22. November, ab 23.05 auf BR Klassik.
Donaukurier | Karl Leitner
Fab Four? Das sind natürlich in erster Linie die Beatles. Für manche hierzulande auch die Fantastischen Vier. Leute, die mehr dem Jazz zugetan sind, mögen den Namen aber auch schon in anderem Zusammenhang gehört haben, als den der Band der aus dem nordschwedischen Boden stammenden Posaunistin und Komponistin Karin Hammar mit Andreas Hourdakis an der Gitarre, Frederik Rundqvist am Schlagzeug und Pär-Ola Laudin am Kontrabass, die durch die Beteiligung der Pianistin Rita Marcotulli an diesem Abend im Birdland Jazzclub zu „Fab 4 plus 1“ wird.
Die Band stellt ihr aktuelles Album „Opening“ vor mit Stücken wie „Hook“, „Apart“ und „The Key“, intoniert Kompositionen wie „Rest In Peace And Stay Alive“, einem Plädoyer für das Verlassen des Hamsterrades als Überlebensstrategie, oder „Nadar Com Tartarugas“, in dem es um das gemeinsame Schwimmen mit Schildkröten im Atlantik geht. Und bald wird deutlich, dass Hammar ein Faible und ein Talent hat für feine, fast schwebende Melodien, breite Harmonien mit langen Bögen und ausgetüftelte Arrangements, einen untrüglichen Blick für ein Stück als Gesamtwerk mit all den Kleinigkeiten, die ihm Einzigartigkeit verleihen, für die passenden Soundfarben und ein Gespür für solistische Beiträge und deren optimale Platzierung am passenden Ort.
Sie selber verfügt über einen warmen Ton, den sie auch gerne klangmalerisch einsetzt. Damit sorgte sie auch schon in den Ensembles von Nils Landgren, Steve Swallow, Carla Bley oder Gary Burton für Aufsehen, mit ihm stellt sie – oft zusammen mit Andreas Hourdakis an der E-Gitarre – die Themen vor, geleitet die Band aus lyrischem in mitunter auch recht lebhaftes Fahrwasser, ist Initiator von mächtigen Soundwellen, die sich nach vergleichsweise intimem Intro in Stücken wie „The Setup“ und „Moset“ zu Bergen auftürmen, auf deren Schaumkronen sich dann die Soli entladen. Sie selbst und der Mann an der Gitarre tun sich diesbezüglich besonders hervor, und natürlich ist hier die in Neuburg bereits bestens bekannte Rita Marcotulli absolut in ihrem Element. Sie kommt aus Rom, ist von Beruf Jazzpianistin, bei den Fab 4 die Komponente „Plus 1“ und – wie bislang immer im Birdland – auch diesmal großartig. Wie viel Platz ihr das Arrangement auch immer zugestehen mag, sie macht grundsätzlich etwas Großes daraus, fügt sich nicht nur nahtlos ein in den Rollenwechsel zwischen Solisten und Begleitern, ist nie „nur“ Gast in diesem Ensemble, sondern vom ersten Augenblick an fester Bestandteil dieser Band, die sie so ungemein bereichert.
Europäischer Jazz, nordisches Flair, manchmal ein Hauch von Klassik, fest umrissene Formen mit Möglichkeiten zur freien Entfaltung und alles andere als eine Session – ja, der Besuch dieses Konzerts hat sich wahrlich gelohnt, auch und in besonderer Weise für alle, die das Quintett vielleicht vorab gar nicht auf dem Schirm hatten. Man weiß, dass beim derzeit laufenden 14. Birdland Radio Jazz Festival viele unterschiedliche Facetten des Jazz zu Wort kommen und es sollte sich auch herumgesprochen haben, dass es dort immer etwas Neues zu entdecken gibt. So wie die beeindruckenden Kompositionen Karin Hammars und diese wunderbare Band. Wer das Konzert nachhören möchte, kann dies am Freitag, 15. November, ab 23.05 Uhr auf BR Klassik tun. Es würde sich lohnen.
Neuburger Rundschau | Reinhard Köchl
Es gibt gleich eine Reihe guter Nachrichten: Seit dem vergangenen Wochenende stehen wieder die Ü-Wagen des Bayerischen Rundfunks in der Amalienstraße, um zum 14. Mal Konzerte für das Birdland Radio Jazz Festival aufzuzeichnen. In Zeiten, da die umstrittene ARD-Rundfunkreform auch dem Jazz an den Kragen will, durchaus etwas Besonderes. Und die Frauen geben zum Auftakt eindeutig den Ton an! Mit Wokeness oder dem krampfhaften Bemühen um Diversität hat das rein gar nichts zu tun, sondern einzig und allein mit der herausragenden Qualität der Protagonistinnen. Denn was die schwedische Posaunistin Karin Hammar und die italienische Pianistin Rita Marcotulli zusammen mit drei bestens aufeinander abgestimmten Männern auf der Bühne des bis auf den letzten Platz besetzten Hofapothekenkellers kredenzen, das verdient allemal das Gütesiegel „Weltklasse“.
Bei Karin Hammar, dieser groß gewachsenen, gravitätischen 49-jährigen Musikerin aus dem südschwedischen Boden, fallen einem auf Anhieb ein paar der längst platt getretenen Klischees des Jazz-Kauderwelsch ein. Als da wäre zum Beispiel „Nordisch“. Natürlich spannen sich ihre Melodien über einen weiten Horizont, wirken tendenziell eher nachdenklich und ruhig, offenbaren aber von Sekunde zu Sekunde ansteigend eine unüberhörbare Freude. Diese spiegelt sich auch in launigen Wortspielen wie „Rest In Peace And Stay Alive“, „Mammakech“ oder „Habbit Rabbit“ wider. Und dann wäre noch das komplett abgedroschene Ding mit dem „Geschichten erzählen auf dem Instrument“. Ja, ihr Posaunenspiel besitzt einen ganz eigenen, betörenden, kurzweiligen und fesselnden Tonfall. Es beschreibt weite melodische Bögen, klingt melancholisch warm, sucht die exquisitesten Tonschritte. Aber Karin Hammar scheint an ihrem Instrument in Siebenmeilenstiefeln unterwegs zu sein, in weiten, ausdrucksvollen Schritten. Die majestätische Spieltechnik der Schwedin glänzt besonders in eigenwilligen Midtempo-Stücken, ihre Soli gestaltet sie dabei allerdings so vielfältig, dass sie voll kleiner, überraschender Wendepunkte stecken. Groove und Swing sind ihr dabei immer wichtig.
Die eigentliche Magie dieses exquisit aufeinander abgestimmten Quintetts mit der ungewöhnlichen Instrumentierung liegt in der außergewöhnlichen Sandwich-Position der Posaune, die sich zwischen Gitarre und Piano wie auf einem doppelten Luftkissen betten und völlig frei entfalten kann. Während Hammar ihre Glissandi wie Kometen über ihre Eigenkompositionen platziert, bildet der Saitenklang von Andreas Hourdakisʼ Gitarre durch seine knappe Attacke mit den feinen Singlenotes einen faszinierenden Gegenpol. Und dass die unglaubliche Pianistin Rita Marcotulli auch diesmal wieder ein Publikum in Neuburg mit offenen Mündern zurücklässt, weil sie zum x-ten Mal Dinge aus dem Handgelenk schüttelt, die so niemand von ihr erwartet hätte, überrascht immer wieder. Die 65-jährige Römerin mutet wegen ihrer permanenten Überraschungseffekte längst wie eine freundliche Zauberin an, die statt der üblichen Häschen einen Kobold nach dem anderen aus dem Hut hervorkramt. Dazu funktionieren der Kontrabassist Pär-Ola Landin und Drummer Fredrik Rundqvist wie ein geöltes Uhrwerk, das mühelos zwischen Druck und Drive, Entspannung und Entschleunigung switchen kann.
Die Zugabe trägt den bezeichnenden Titel „Choose Your Issues“ (Wählen Sie Ihre Themen). Und so klingt der Song auch: wie eine Summe aus Versatzstücken, die schlussendlich in einen wuseligen, quecksilbrigen Hauptstrom münden. Und in dessen Mitte schlängelt sich die Posaune wie eine meterlange Schlange. Seit J. J. Johnsons spektakulärem Stadttheaterkonzert 1995 hat dieses Zug-Instrument nicht mehr einen derart nachhaltigen Eindruck hinterlassen, wie diesmal bei Karin Hammar. Zum großen Glück für die Hörer von BR-Klassik und Bayern 2 aufgezeichnet!
Neuburger Rundschau | Reinhard Köchl
Seit 2000 suchen die „Brückenschläge“ bei den Neuburger Barockkonzerten immer wieder nach der verflixten Quadratur des Kreises. Die feine Klassik mit dem hemdsärmeligen Jazz zu verbinden, das bleibt oft genug ein ambitioniertes, aber schlussendlich wieder unlösbares Unterfangen. Und dann kommt eine 29-jährige Pianistin aus Leipzig zum kleinen 25. Jubiläum der Crossover-Reihe der 77. Barockkonzerte in den – natürlich wieder – voll besetzten Birdland-Jazzclub, spielt ganz allein zwei Sets von jeweils rund einer Stunde Länge, und plötzlich liegt der Heilige Gral klar und erkennbar auf dem Tisch.
Johanna Summer, der berühmtere Tastenkollegen wie Igor Levit oder Joachim Kühn ob ihrer besonderen Fähigkeiten längst zu Füßen liegen, hat einen völlig eigenen Ansatz entwickelt, wie sie Klassik und Jazz auf einen gleichberechtigten, glaubwürdigen und vor allem hörbaren Nenner bringen kann. Sie nimmt sich eine klassische Vorlage, aber spielt diese nicht stumpfsinnig nach, sondern denkt sie weiter, löst diese aus den starren Felsblöcken der Klassik heraus und überführt das Material in einen schwerelosen Raum. Damit schlachtet Summer quasi eine heilige Kuh nach der anderen. Bis etwas Neues, Authentisches entsteht. Im atemlosen Birdland spürt die junge Pianistin der DNA großer Stücke wie Johann Sebastian Bachs „Jesu bleibt meine Freude“, Rachmaninovs Prelude in g-moll, Germaine Tailleferres Pastorale oder Schuberts Impromtu Opus 90 As-Dur nach, und legt diese sie ganz intuitiv frei. Sie klingen dann anders. Während ihre klassischen Kollegen keinen Millimeter von den originalgetreuen Noten abweichen und Unterschiede allein im Anschlag oder im Tempo zu erkennen sind, beginnt Johanna Summer selbstständig zu gehen. Zu improvisieren.
Ihre Wanderung vollführt sie auf der Klaviatur, über 88 schwarzweiße Tasten, mit ihren zehn Fingern, und gerät dabei allmählich in einen Flow. Keine Trance im Sinne des einst hypersensiblen Keith Jarrett, sondern ein langsames Öffnen der Struktur, wie bei einer Operation am offenen Herzen. Man könnte es auch mit einem Herablassen der inneren Schutzschirme vergleichen, die einen vor der Reizüberflutung des normalen Lebens bewahren, so wie bei einem Raumschiff, das langsam zu fliegen beginnt, um dann auf Warp-Geschwindigkeit zu gehen. Die Frau bei ihrer Arbeit zu beobachten, ist allein schon ein Erlebnis. Ihre mal temperamentvollen, mal betörend schönen Läufe werden immer leiser – und mit ihnen automatisch die Geräuschkulisse im Publikum, bis irgendwann die Zeit und die Musik stillzustehen scheinen. Dann beginnt Johanna Summer wieder behutsam zu spielen, erst mit einem gedankenverloren in der Luft platzierten Akkord, bis sie die Finger sanft wieder zu den Tasten führt, um zum nächsten Stück überzuleiten.
Barocke Triller stehen wie selbstverständlich neben gospelartigen Blockakkorden, einfache, liedhafte Weisen passen mit einem Mal ziemlich gut zu sperrigen Tonartwechseln, Zitate aus der klassischen Literatur stehen gleichberechtigt neben Anleihen aus dem Great American Songbook. Das Publikum und sie hätten nicht gewusst, was sie bei diesem Konzert erwarten würde, gesteht die zum Jazz konvertierte, klassisch ausgebildete Pianistin freimütig zu Beginn ihres Klangabenteuers. Der Verlauf eines solchen Events hängt für sie ganz entscheidend von den Menschen ab, die es hören, wie sie darauf reagieren, wie sie es erleben. „Und ich glaube, wir haben es gemeinsam ganz gut hinbekommen heute Abend.“ Tosender, langanhaltender, verdienter Applaus für eine der mithin größten Versöhnerinnen von Klassik und Jazz, die sich als Zugabe mit Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ verabschiedet. Bei ihr wirkt alles wie aus einem Guss. Wie eine neue Musik.
Donaukurier | Karl Leitner
Man stelle sich vor, man könnte sich in zwei Sprachen grammatikalisch absolut korrekt und auch noch akzentfrei ausdrücken, hätte zwei Muttersprachen vom ersten Tag an in sich aufgesogen, gelte deswegen dies- und jenseits des Schlagbaums als Einheimischer, hätte quasi zwei „Heimaten“ und das Ganze wäre das Normalste von der Welt.
In übertragenem Sinne gilt das für die Pianistin Johanna Summer. In ihrer noch jungen Vita existieren Klassik und Jazz gleichberechtigt nebeneinander. In beiden Genres wurde sie ausgebildet, beider Sprachen und Regeln – von Puristen lange Zeit vehement gegen Einflüsse von außen verteidigt – beherrscht sie mit traumwandlerischer Selbstverständlichkeit. Sie hat eine Menge Energie aufgewendet, die entscheidenden Nahtstellen zwischen beiden aufzudecken, was dazu führte, dass sie nun die Grenzen aufweicht, verwischt und bei Bedarf auch völlig ignoriert. Wie das dann in der Praxis klingt, davon kann man sich an diesem Abend im Birdland Jazzclub ein Urteil bilden.
Ihr Auftritt ist Teil der Neuburger Barockkonzerte und gehört gleichzeitig zur Birdland-Reihe „Art Of Piano“, was schon einiges aussagt. Das Konzert ist eine durchgängige Improvisation ohne Noten. Niemand weiß also genau, wohin die Reise gehen wird, auch die Pianistin selbst nicht. Es gibt keine Kompositionen, nur Blöcke. In die darf alles einfließen. Musik, die ihr gerade durch den Kopf geht, an die sie sich gerne erinnert, die sie als Pianistin beeinflusst und geprägt hat. Das sind neben vielen anderen Johann Sebastian Bach und Robert Schumann auf der einen und Keith Jarrett oder Esbjörn Svensson auf der anderen Seite. Sie nimmt sich die Freiheit, sich in der für ihre Zwecke geeigneten Literatur ganz zwanglos zu bedienen und dann den Dingen einfach freien Lauf zu lassen. Ihr Talent und ihr Gespür für das, was zum Augenblick passt, sind enorm. Man erkennt zwar, ob sie sich im Moment gerade mehr im Idiom der Klassik aufhält oder in den Gefilden des Jazz, aber darum geht es letztendlich gar nicht, denn Genredenken wird bei ihr weitgehend aufgehoben. Relevant ist alles, was am Weg liegt und integriert werden kann. Damit sorgt Summer für unwiederholbare Momente, für zwei unwiederbringliche Sets, schafft aus ursprünglich voneinander getrennten Welten eine, nämlich ihre eigene. Die ist einzigartig. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn das nächste Konzert wird mit Sicherheit anders klingen als das hier im Birdland, wird andere Schwerpunkte und eine andere Gewichtung haben als das in Neuburg.
Mit gerade mal 29 Jahren ist Johanna Summer nicht nur ein Riesentalent, sondern bereits eine Trendsetterin in der europäischen Musiklandschaft, was an ihrem unerschrockenen, aber nie respektlosen Umgang mit den Säulenheiligen in beiden Lagern liegt, an der Art, wie sie mit vorgegebenen Formen spielt, an ihnen herumzerrt und einfach mal schaut, was innerhalb der gut 90 Minuten eines Auftritts so alles passieren kann. Wer Zeuge dieses Solokonzerts der Ausnahmepianistin war, kann sich glücklich schätzen. – Am 8. November kann man Johanna Summer noch einmal in der Region erleben. Zusammen mit dem Saxofonisten Jakob Manz und dem Pianisten Michael Wollny gibt sie im Rahmen der Ingolstädter Jazztage ein Konzert in der Kirche Sankt Pius.
Donaukurier | Karl Leitner
Das acht Konzerte umfassende 14. Birdland Radio Jazz Festival ist eröffnet. Das Sextett Bolero Berlin, das Musiker der Berliner Philharmoniker und des Jazz in seinen Reihen hat, übernimmt im Ingolstädter Audi Forum die Eröffnung der Konzertreihe, der Bayerische Rundfunk, der jeden einzelnen Ton aufzeichnen und zeitversetzt ausstrahlen wird, ist vor Ort, das Publikum ist zahlreich erschienen und die Erwartungshaltung ist hoch.
Die erste Frage ist: Wie verkraftet ein Ensemble den Verlust zweier wichtiger Musiker? Und die zweite: Wie werden Klassik und Jazz in dieser besonderen Situation miteinander umgehen? – Für den 2020 verstorbenen Gitarristen Helmut Nieberle, der so viele Arrangements für die Band geschrieben hat, hat nun dessen einstiger Schüler Paulo Morello den Part des Gitarristen und Arrangeurs übernommen, und für den Perkussionisten Topo Gioia – verstorben im April diesen Jahres – kam dessen bester Freund Rolo Rodriguez in die Band. Martin Stegner, Bratschist, Bandgründer und Sprecher des Sextetts: „Wir hatten zuerst sogar vor, die Band ganz aufzulösen, haben uns dann aber doch entschlossen, weiterzumachen.“ Was, wie man an diesem Abend im Audi Forum hört, die absolut richtige Entscheidung war.
Der Titel des Programms „The Latin Soul Of The Berlin Philharmonic“ gibt die Richtung vor. Kracher wie „Besame Mucho“, „Tico Tico“ und „Tres Palabras“ stehen ebenso auf der Setlist wie eine ganze Reihe Morello-Kompositionen und ein paar Auszüge aus den diversen CDs der Band, das Ensemble versucht, Jazz und Klassik nicht nebeneinander zu stellen, sondern miteinander zu verzahnen und wählt dabei nicht die party-trunkene, fröhlich-ausgelassene Va-riante des Latin Jazz, sondern agiert eher verhalten, vorsichtig und wohlüberlegt. Diese Vorgehensweise kann man nicht unbedingt in dieser Konsequenz erwarten, sie führt jedoch das Publikum weg von irgendwelchen potentiellen Mitklatsch-Exzessen und lenkt statt dessen dessen Aufmerksamkeit hin auf die vielen kleinen Nuancen im Repertoire.
Steger und Morello stehen eindeutig im Mittelpunkt, weil sie solistisch am meisten anzubieten haben und am lebendigsten agieren, Rodriguez, Esko Laine am Kontrabass und Raphael Haeger am Flügel erledigen ihre Aufgaben souverän, nur Manfred Preis (Klarinetten, Saxofone) steht etwas im Abseits, denn die Arrangements haben ihm lange Pausen verordnet. Daran hält er sich mit der eisernen Disziplin, die auch für Big Bands so wichtig ist. Was vorab angesprochen ist, das gilt. – Nur ist das nur bedingt das Wesen des Jazz, denn der ja lebt vor allem von Spontaneität, Interaktionen aus dem Augenblick heraus, Ideenübernahmen, Dialogen. Als er in der Zugabe bei Astor Piazollas „Libertango“ schließlich doch von der Leine gelassen wird, spielt Preis denn auf dem Sopransaxofon postwendend eines der besten weil heißesten Soli des ganzen Konzerts.
Man wippt mit dem Fuß, aber man flippt nicht aus. Man lehnt sich zurück und genießt Samba, Bolero, Tango und Corinho, aber man gerät nicht in Ekstase. Ein feinsinniger Abend mit schöner Musik, der trotz der offensichtlichen Zurückhaltung ein überaus gutes Gefühl hinterlässt. – Nachzuhören ist das Konzert in Auszügen am 23. November ab 22.30 Uhr im Rahmen der Live-Nacht aus dem Birdland als Abschluss des Festivals und am 27. Dezember ab 23 Uhr auf BR-Klassik.