„Zolleriaden“ mit Ingeborg Drews, Ali Haurand und Gerd Dudek | 25.05.2003

Donaukurier | Maike Horst
 

Was für ein Mensch war Attila Zoller wohl? Warmherzig, liebenswert; manchmal jähzornig, aufbrausend, doch charmant. Ein Künstler, zerrissen und heimatlos, auf der Suche nach dem eigenen Glück. „Zoller hatte eine diskrepante Natur“, formulierte es Ingeborg Drews, langjährige Freundin des ungarischen Gitarristen, bei einer Matinee im Neuburger Jazzclub „Birdland“. Wunderbar begleitet von Gerd Dudek (Saxofon) und Ali Haurand (Bass) malte Drews ein strahlendes Bild Zollers, „dem Zigeuner, dem Ur-Musiker, dem Lebendigsten von allen“.

Es hätte Zoller wohl gefallen, was seine Freunde für ihn auf die Beine gestellt haben. Lyrikerin und Grafikerin Ingeborg Drews, die mit ruhiger, angenehmer Stimme Episoden aus seinem Leben erzählte – von seiner Bescheidenheit, seinen Wutanfällen, seiner inneren Zerrissenheit. Und vor allem: von seiner Musik, die er liebte und lebte. Genau wie Haurand und Dudek, die Drews beeindruckend begleiteten: leidenschaftlich und höchst virtuos, gefühlvoll, aber nicht kitschig. Denn Kitsch, so Drews, „konnte er am wenigsten aushalten in der Musik“.

Und Musiker war er durch und durch, der Attila, „der Dorfbua und Kosmopolit“ aus Visegrad bei Budapest. Musiker war er auch noch, als schon der Krebs an ihm nagte. Der Krebs, „die Krankheit des Frusts“, wie er selber sagte, weil er immer alles definieren wollte. Der Krebs, der gar nicht zu ihm passte – zu ihm, dem Sportlichen, dem Lebendigen, dem gut Aussehenden. Der Krebs, der ihm das Haar raubte und ihm Schmerzen bereitete. Zoller musizierte dennoch, flog noch über den Ozean, als es ihm von Ärzten längst verboten war. Zoller, der Kosmopolit, der nicht alt sein wollte. Und der als Todkranker noch wunderbare Kompositionen schrieb – vor allem Walzer, denn das beschwingte Eins-Zwei-Drei hatte es ihm angetan, als er selber kaum mehr laufen konnte.

Eindringlich erzählte Drews von dem Freund, mit dem sie so viele Nächte durchquatscht hat – von Frieden, von Politik, von Alltagsphilosophischem hätten sie geredet; „wenn man so viel nachgedacht hat, ist es ja noch schlimmer“ habe Zoller gesagt. Dann erst einmal ein Glas getrunken und gleich darauf über den Alkoholkonsum geschimpft. Ja, ja, Zoller, der Trinker, der immer und überall mit einem Handstand beweisen wollte, dass er stocknüchtern sei. Und dabei Bilder von den Wänden fegte. Böse konnte man ihm trotzdem nicht sein. Zoller, der Liebenswerte. Viele Geschichten gibt es über Attila Zoller noch zu erzählen. Einige davon sah man nach der Lesung in Julian Benedikts 15-minütigem Film – eine liebevolle, witzige Hommage an Zoller, den Ausnahmegitarristen.