Zipflo Weinrich Quartet | 23.09.2017

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wer Gypsy-Swing der guten alten Zeit à la Quintette du Hot Club de France erwartet hatte, wurde eines anderen belehrt. „Das ist ja meilenweit weg von Stephane Grapelli“, meinte ein Konzertbesucher. Womit er einerseits recht hatte, andererseits nicht! Das Zipflo Weinrich Quartet orientierte sich im Sound an deutlich moderneren Hörgewohnheiten, setzte dem Genre ziemlich entschieden eine aktuelle Klangsprache entgegen. Dazu passten – nicht zu übersehen – der Sythesizer und – nicht zu überhören – der E-Bass, die den ehrwürdigen Flügel im Birdland umrahmten. Zwischen Sound und Stil freilich besteht durchaus ein Unterschied. So klang die Band zwar mehr nach Funk und Fusionn als nach Hot Jazz und Gypsy Swing. Dennoch aber war das Erbe Grappellis nicht nur in der Erwartung des Publikums omnipräsent. Zipflo Weinrich selbst war es, der mit federleichtem Bogen, Hummelflug gleichen Läufen und liebenswürdig eleganter Phrasierung die Erinnerung an das große Idol hoch hielt und dessen Stilistik im modernen Idiom adaptierte. Auf seine eigene Weise, nicht von ungefähr heißt eines seiner Stücke „Querkopf“. Und so einem liegt es fern, die über Grappelli hinausreichende Tradition einfach zu leugnen, wie sie etwa von Jean-Luc Ponty oder Zbigniew Seifert geprägt wurde.
So weit weg von Grapelli war das Konzert dann also doch nicht. Spannend war es allemal. Das lag vor allem an Weinrichs Dialogpartner William Lecomte, der regelmäßig auch Jean-Luc Ponty begleitet. Der Bill-Evans-Schüler brachte an viel Piano und wenig Keyboard funky akzentuierte Hardbopelemente und modernere Impulse ins Spiel mit kreativem Witz und klassischem Understatement. Dominique Di Piazza ließ an der Grundlinie den 5saitigen E-Bass singen und Vladimir Kostadinovic, jüngst erst mit eigener Band im Birdland zu hören, unterlegte das Geschehen mit trockenem Groovve und Biss. Als Gegen Ende des Konzerts Gastsänger Kneppo Guttenberger mit angenehmem, saftem Bariton „Fly Me To The Moon“ anstimmte und „The Days Of Wine And Roses“, dürfte das den Nostatlgikern ebenso versöhnliche Freude ins Herz geplanzt haben wie die freilich wieder ein wenig querköpfig interpretierte Zugabe: „Summertime“!