Yuri Honing Wired Paradise | 25.04.2008

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Während der Berliner Gitarrist Frank Möbus mit dem Zug pünktlich (!) in Neuburg ankam, blieben die anderen Bandmitglieder, die am Morgen mit dem Auto in Amsterdam starteten, bei Würzburg im Stau stecken und kamen erst um 22 Uhr im Birdland an. Das hinderte die Musiker aber nicht daran, nach einem kurzen Soundcheck gleich mit vollem Elan loszulegen.
Dass es bei diesem Konzert eher ein bisschen forscher zur Sache gehen würde, konnte man schon an der Instrumentierung mit zwei E-Gitarren (inklusive diverser Effektgeräte), E-Bass, Saxophon und Drums erahnen. Was dann bei diesem Konzert, man könnte fast sagen bei der Performance, dargeboten wurde, könnte man in etwa mit Cineastischen Modern Acid Jazz mit Rock- und Popbezügen bezeichnen.
Der größte Teil, des dieses Mal ausnahmsweise in einem einzigen Set dargebotenen Konzertes, bestand aus Eigenkompositionen des Tenorsaxophonisten und Bandleaders Yuri Honing.
Während beim Opener „A Sweet Surrender“ oder bei „Zitelle“ hypnotische ruhigere Klänge vorherrschten, ging es bei anderen Stücken wie z. B. „Kaiser Soze“ schon richtig zur Sache. Einige Stücke könnten ohne weiteres als Filmmusik für Action-Thriller im James Bond-Stil durchgehen.
Dass man sich das „(Wired) Paradise“ aber auch erst ein klein wenig erarbeiten musste, wurde beim Titelstück der aktuellen CD erkennbar.  „Meet Your Demons“ mit stakkatoartigen, fast brachialen Drumsalven, freien Saxlinien und heavy-metal-mäßigen Gitarrenläufen gewürzt, lässt die ehrwürdigen Wände des Birdland regelrecht erzittern.
Gleichzeitig zieht sich das zupackende und leidenschaftliche, etwas melancholische Saxophonspiel des Bandleaders mit großem Wiedererkennungswert wie ein roter Faden durch das ganze Konzert. Mit den beiden erfinderischen Gitarristen Frank Möbus und Paul Jan Bakker, dem ausgefeilt agierenden Bassisten Tony Oberwater und dem kraftvoll spielenden Drummer Joost Lijbaart, stehen Honing ausgezeichnete Mitstreiter zur Seite, die zum kompakten Sound wesentlich beitragen.
Die Zuhörer haben es wahrlich nicht bereut, so lange ausgeharrt zu haben, zudem Youri Honing vor der Zugabe die brandneue CD der Band, sozusagen als Dankeschön für das lange Warten, im Publikum verteilte; wirklich eine feine Geste.
Was hängen bleibt ist die Erkenntnis, dass man wieder einmal eine neue, frische Facette des modernen  Jazz‘ erlebt hat. „Jazz In Motion“ -das ist auch der Name des Labels-; so muss es sein!