Yonathan Avishai | 25.02.2017

Donaukurier | Karl Leitner
 

Yonathan Avisahi, der franko-israelische Pianist mit der ungebändigten Lust am Andersartigen, der  2015 mit Omer Avital im Birdland gastierte und bereits damals für Aufsehen sorgte, weil er immer wieder das spielte, was man von einem herkömmlichen Vertreter seiner Zunft eben nicht erwartete, dieser experimentierfreudige Tüftler und Ausprobierer an den weißen und schwarzen Tasten, ist wieder einmal zu Gast in der Neuburger Altstadt. Mit eigener Band diesmal, mit eigenen Kompositionen und einem ganz eigenen Verständnis von rhythmischer Vielfalt, melodischer Finesse und einer speziell von ihm angerührten Melange aus Jazz und Weltmusik mit dazu gemischten Spurenelementen des Klezmer und des Balkan-Swing.

„Modern Times“ heißt seine Band, in der er zusammen mit Cesar Poirer (Alt-saxofon, Klarinette), Inor Sotolongo (Perkussion), Donald Kontomanou (Schlagzeug) und Yoni Zelnic (Kontrabass) verzwickt konstruierte, auskomponierte Teile mit improvisierten Passagen kombiniert, sich groovenden Rhythmen und schwelgerischen Melodien hingibt und diese dann bewusst zerreißt, in ihre Einzelteile  zerlegt. Er bietet höchst unterschiedliche Varianten für die Eröffnung oder den Abschluss einer Komposition an und was dazwischen abläuft, ist abenteuerlich, verspielt, versponnen und nicht selten regelrecht dramatisch. Die Band folgt ihm auf Schritt und Tritt und ist im Grunde der eigentliche Star des Abends.

Das tolle Spiel mit verschobenen Einsätzen und Pausen bei „Once Upon A Time“, das ungemein spannende kollektive Herantasten an den endgültigen rhythmischen Puls von „Simgik“, die Symbolik hinter den Marching Drums bei „Piano Of Brazzaville“, schließlich das fulminante Duell der beiden Schlagwerker in „The Battle“ – ja, der Abend ist reich an Höhepunkten. Die Band zeigt sich üppig gewandet, leistet sich ab und zu sogar Phasen, an denen man an ein orientalisches Tanzvergnügen denkt, um kurz darauf jedes Ornat abzulegen und sich selbst zu reduzieren auf den einsamen Klang des Holzblocks, der wie ein aus dem Rhythmus geratenes Metronom den Beat vorgibt.

Am Ende müssen Avishai und seine Mitmusiker mehrere Zugaben geben. Diese Reaktion des Publikums kommt nicht überraschend, denn die inhaltliche Fülle der Musik, der Ideenreichtum der Ausführenden und schließlich die immense künstlerische Vielfalt bewirken, dass man Yonathan Avishai & Modern Times gerne weitaus länger zugehört hätte als die für die beiden Sets veranschlagten knapp zwei Stunden. Könnte gut sein, dass dieses Quintett nicht das letzte Mal im Birdland zu Gast gewesen ist.