Drei Winde wehen im nördlichen Teil Sardiniens: Der sanfte Grecade aus dem Osten, der kräftige Maestrade aus Frankreich und der heiße Scirocco aus der Sahara. Alle drei bewegten sich auch durch das Gewölbe des Neuburger Jazzclubs.
Dazwischen setzten Jens Düppe, Drummer und Bandleader, Trompeter Frederik Köster, Pianist Lars Duppler und Christian Ramond am Bass ihr ganz eigenes Puzzle zusammen. Dessen Teile hatten sie im Gepäck schon mitgenommen nach Sardinien, haben sie aus dem Urlaub im Mittelmeer mitgebracht, verwirbeln sie nach wie vor und setzen sie live neu zusammen. Das ist ja ein Urmerkmal des Jazz, dass sich die Musik nicht einfangen lässt und ein Studioaufenthalt immer nur ein Zwischenstopp sein kann. In diesem Fall offenkundig ein ungemein inspirierender!
Kraftvollen modernen Jazz mit starken Stücken bot das Jens Düppe Quartett im Birdland, zum Teil weit durchkomponiert, zum Teil mit weiten Freiräumen für die Solisten. Allen voran brillierte Frederik Köster als Hexenmeister der Trompete. Gleich zu Beginn langte er bei „Peanut Butter And Jelly“ kräftig zu. Mit der Klarstellung „Everything What We Do Is Music!“ lässt Lars Duppler den Bösendorfer mit sinnlichem Sound um Ecken und Kanten sausen während Christian Ramond als beweglicher Fels in der Brandung den Winden trotzt. Das sanft swingende Begleiten ist Jens Düppes Sache nicht, ganz sicher nicht in seinem ureigensten Projekt, in das er seine ganze Seele legt. Nicht von ungefähr heißt die aktuelle, in Sardinien aufgenommene CD „Anima“. Düppe feuert die Band mit viel Energie und starker Präsenz immer wieder an, setzt unzweifelhaft die Akzente, deren Zwischenräume die Kollegen wunderbar füllen, mit immer wieder entschleunigter Gelassenheit Lars Duppler, mit überschäumender Lust Frederik Köster, mit kommunikativer Mittigkeit Christian Ramond. Mit „Toast And Salty Butter“ lässt sich schließlich jedem Sturm standhalten.