Yonathan Avishai | 25.02.2017

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Schon die ersten Klänge dieses Konzerts im Birdland Neuburg führen in eine ganz eigene Jazz-Welt. Wie aus dem Nichts entlockt Inor  Sotolongo (Percussion) seinem Instrument sanfte, zugleich rhythmisch sauber strukturierte Töne. Dieser Sound steigert sich aus dem feinen Pianissimo langsam in der Intensität. Dann klinkt sich fast unmerklich der Pianist Yonathan Avishai in das Gefüge ein, beiläufig folgen Cesar Poirier (Klarinette) und Yoni Zelnic am Bass. Das famose Jazz-Quintett um Yonathan Avishai komplettiert zum guten Schluss Donald Kontomanou (drums).

Der dramaturgische Aufbau des Eröffnungsstücks kennzeichnet die Musik dieses französisch-israelischen Jazz-Quintetts aus Paris in all ihren Facetten: Die Musiker spielen aus einer inneren Ruhe heraus, viele Passagen sind  meditativ geprägt, die Rhythmen wunderbar austariert. In dieser Grundspannung blitzen dann musikalische Emotionen auf, elegisch und elegant, gleich darauf freudig und mit feuriger, aber nie grober Power.

Die Zuhörer im Birdland-Keller zieht das Quintett mit seiner unaufdringlichen, gleichwohl zupackenden Weise in ihren Bann.  Auf den schnellen Eindruck sind diese Kompositionen (etwa „The tree and the square“, „Django“ oder „Piano of Brazzaville“) nicht ausgerichtet. Man muss sich einlassen auf diese raffinierte Mischung aus Swing, Blues, Moderne und Anklängen an klassische kammermusikalische Schönheit. Aber diese kleine Mühe wird großzügig entgolten.

Daran hat der Pianist und Komponist Yonathan Avishai  seinen gemessenen Anteil. Avishai ist ein Tastenvirtuose ohne Affektiertheit, er hört sich selbst und den Mitgliedern seines Quintetts einfühlsam zu und motiviert das Ensemble damit zu einer wirklich der Musik dienenden Spielweise. Von Selbstverliebtheit, wie sie auch manchem Star des Jazz nicht fremd ist, gibt es bei dieser Pariser Truppe keine Spur. Das gilt für den  hochkonzentrierten Saxofonisten und Klarinettisten Cesar Poirier, gerade bei wilden Tonkaskaden, ebenso wie für die mit musikalischen Feingefühl ausgestatteten Inor Sotolongo und Donald Kontomanou . Intensität und mitreißender Schwung, das kommt eben von innen, nicht von Äußerlichkeiten.

Ein Genus schon beim Zusehen ist der Bassist Yoni Zelnic. Er schlüpft oft geradezu in seinen Bass hinein, beugt sich weit hinunter fast bis zum Steg, er lebt mit jedem Ton. Gerade in den ausgedehnten Piano-Passagen kommt diese, von Intellekt wie Gefühl getragene musikalische Art aller fünf Musiker zur schönsten Entfaltung.

Stürmischer Beifall im Birdland-Gewölbe. Zu Recht: Der Abend war ein Erlebnis.