Yellowjackets feat. Luciana Souza | 11.10.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die achte Ausgabe des Birdland Radio Jazz Festivals ist eröffnet. Schauplatz des ersten Kapitels dieser wieder einmal glänzend besetzten Konzertreihe ist das bis auf den letzten Platz gefüllte Audi Forum, wobei der rege Publikumszuspruch nicht verwundert, denn wer sich in den letzten 40 Jahren auch nur am Rande mit Jazz beschäftigt hat, der musste irgendwann über den Namen dieser Formation stolpern.

The Yellowjackets also, einst eine Institution des Fusion Jazz, heute längst ein musikalisches Chamäleon, eine Band, die nahezu alle derzeitig gängigen Spielformen  vom Bebop bis hin zum Rockjazz im Repertoire hat, nebenbei die World Music streift, Electronics einsetzt und gleich danach wieder lyrisch klingt und verträumt, so dass man meint,  die Zeit stünde kurzfristig still. Derzeit haben Bob Mintzer (Tenorsaxofon, EWI), Russell Ferrante (Klavier, Synthesizer), Will Kennedy (Schlagzeug) und Dane Alderson (Six String Bass) die brasilianische Sängerin Luciana Souza als Gast mit an Bord. Sie singt keine Texte, sondern setzt ihre Stimme fast durchgehend als Soloinstrument ein, weswegen sich innerhalb des Quintetts immer wieder Unisono-Duos oder Call And Response-Kombinationen ergeben. Gesang plus Bass, Gesang plus Saxofon, Klavier plus Schlagzeug. Im Grunde ist alles vorstellbar, wobei die Partner ständig wechseln, sich für kurze Zeit finden, sich wieder trennen, gemeinsam ein Stück Weges gehen, bevor sie sich neu orientieren.

Das führt dazu, dass sich nicht nur in den funky Groove-Stücken wie „Man Facing North“, „The Red Sea“ oder „Strange Time“ gehörig was rührt, sondern eben auch in den ruhigeren, die nicht umsonst Namen tragen wie „Solitude“ oder „Quiet“.

Hört man sich die Platten der Yellowjackets in der Folge ihrer Veröffentlichung an, werden all die Mutationen deutlich, die diese Band im Laufe der Jahrzehnte vollzogen hat. Dabei hat sie niemals vergessen, woher sie kam. Der gemeinsame Fundus und der musikalische Sprachschatz wuchsen also immer mehr an, so dass man sich aktuell nie ganz sicher sein kann, was man bei einem ihrer Konzerte erwarten darf. Wer die Band oder eine ihrer CDs zum letzten Mal vor 20 Jahren gehört hat, der dürfte sich also im Audi Forum stellenweise ziemlich gewundert, gleichzeitig aber auch wie zuhause gefühlt haben, denn mit allen Wassern gewaschene Musiker wie Ferrante oder Mintzer haben nun mal hohen Wiedererkennungswert, ja, ihre ganz und gar eigene, unverkennbare Spielweise.

Nach diesem herausragenden Auftakt darf man gespannt sein auf den Fortgang des Birdland Radio Jazz Festivals, bei dem noch Steve Kuhn und das Rosenberg Trio im Programmheft stehen und natürlich John Scofield’s Combo 66, für dessen Konzert nach der Umbuchung aus dem bereits ausverkauften Birdland Jazzclub in den Neuburger Kongregationssaal nun doch wieder Tickets zur Verfügung stehen.