Wolfgang Lackerschmid Connection | 06.10.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Wolfgang Lackerschmid, einer der führenden europäischen Vibraphonisten, war schon öfter zu Gast im Birdland Jazzclub. Gut waren seine Konzerte dort immer, keine Frage, dieses mit seiner „Wolfgang Lackerschmid Connection“ freilich übertrifft sie alle.

Wie der Titel seiner aktuellen CD „Magic Brewery“ bereits andeutete, durfte man einen höchst bekömmlichen Sud aus der Lackerschmid’schen Kompositionswerkstatt erwarten, dass die „Brewery“ auf der Bühne freilich vielmehr zu einer „Destillery“ werden würde, die gut zwei Stunden lang absolut Hochprozentiges ausstoßen würde, überraschte selbst Lackerschmid-Kenner. Die zwischen funky Grooves und fließendem Mainstream angesiedelten Stücke sind nämlich nicht nur – um im Bild zu bleiben – angenehm süffig und herrlich würzig, sondern machen regelrecht trunken.

Manchmal gibt es Abende, da passt es einfach. Alle fühlen sich pudelwohl, die Band sprüht vor Energie und Spiellaune, die Musiker treiben sich gegenseitig an und die Leute im Saal, die ab der ersten Nummer genau spüren, dass hier großartige Musik auf sie zukommen wird, gehen begeistert mit. Natürlich liegt’s vor allem an der Band. Stefan Rademacher (Akustische Bassgitarre) genießt auf seinem Gebiet ein ähnlich hohes Ansehen wie Lackerschmid auf seinem. Er hat in der Billy Cobham Band jahrelang hervorragende Tiefton-Arbeit geleistet und leistet sie auch hier. Schlagzeuger Guido May webt einen unglaublich dicht geknüpften Rhythmusteppich. Im Grunde spielt er selbst dann Solo, wenn er „nur“ begleitet. Ryan Carniaux (Trompete, Flügelhorn) steigert sich regelrecht hinein in seine Soli, bietet Lackerschmid auf ungemein spannende Weise Paroli und ist immer dann besonders präsent, wenn ein Stück so richtig „heiß“ wird.

Die enorme Schubkraft, die vor allem von Bass und Schlagzeug ausgeht, verfehlt ihre Wirkung nicht, weder die auf die Solisten noch die aufs Publikum. Bereits bei der Adaption der Bill Withers-Nummer „Ain’t No Sunshine“ ganz zu Beginn kommt sie voll zum Tragen, dann bei „Alone Together“ mit Reggae-Flair, der funky Nummer „Lullaby Of A Bird – Not“ und natürlich auch dann, wenn ein Samba-Groove haargenau so ins Bluesschema eingepasst wird, dass man als Zuhörer gleich aus mehreren Richtungen emotional gepackt wird.

Das erste Stück gleich nach der Pause mit dem Titel „We Ain’t No Magicians“ bringt die Quintessenz des Konzerts ans Licht und die Sache indirekt auf den Punkt. – No Magicians? Doch, genau, das ist das Stichwort. Gerade diese Magie, die sich ein ums andere Mal im Verlauf des Gastspiels der Wolfgang Lackerschmid Connection breit macht und immer wieder dieses lustvolle Kribbeln erzeugt, ist das Besondere. Was für ein toller Abend im Birdland!