Wolfgang Lackerschmid Quartet | 30.09.2005

Donaukurier | Reinhard Köchl
 

Wolfgang Lackerschmid ist ein Mixer. Einer, der gerne Harmonien bekannter Standards in einen Cocktail-Shaker gibt, sie kräftig und auch recht kunstvoll hin und her bewegt und seinen Gästen dann ein scheinbar völlig neues Klanggebräu serviert.

Auf die Dosierung kommt es an. Und nicht nur in dieser Hinsicht versteht der Augsburger Vibrafonist nahezu perfekt sein Handwerk. Aus „But not for me“ formt er im Neuburger „Birdland“-Jazzclub durch eine leichte Verschiebung, ein geringfügig verändertes Tempo etwas, das einem zwar irgendwie bekannt vorkommt, aber den Überraschungseffekt allemal auf seiner Seite weiß. Hinzukommen dann noch die geschickten Namendreher: „No Bud for me“. Genauso verhält es sich mit der Zugabe. Lackerschmid und seine wirklich feine Band um den Pianisten Bob Degen, den großtönenden Bassisten Cameron Brown und „Zappelphilipp“ Karl Latham an den Drums schälen aus drei Kompositionen des berühmten Pianisten Thelonious Monk etwas Unerhörtes heraus. Einen „Lacker-Monk“ sozusagen.

Mit Noten zu jonglieren, das liegt dem freundlichen Zauberer an den vier Klöppeln wie nur wenigen anderen seiner Zunft. Er kann geschmackvolle Akzente setzen und vor allem der im Jazz oft verschmähten Spezies der Ohrwürmer Raum zum Atmen schaffen. „Easy to leave – not“, eine melancholische Filmmusik, ist so ein Fall, das brasilianische „Bando Chorinho” oder „Hurry up and wait“ andere. Lackerschmid, der in den 70ern mit dem legendären Trompeter Chet Baker eine vitale Musikerfreundschaft unterhielt und sein kompositorisches Talent heute unter anderem der Augsburger Puppenkiste widmet, weiß genau, dass ein Vibrafon nie wie ein billiger Klimperkasten klingen darf, sondern erst mit komplex phrasierten Linien richtig zu überzeugen weiß. Abermals stimmt der Mix zwischen weichem und boppigem Anschlag, sanft nachklingenden und hart perkussiven Tönen.

Dass die Probierstunde dennoch nie wie ein verkapptes Solokonzert rüberkommt, liegt nicht zuletzt an Bob Degen, diesem wunderbaren, gleichwohl permanent unterschätzten Tastenkünstler. Wie der stille Amerikaner sich derart trefflich auf den keineswegs defensiv agierenden Lackerschmid einstellen kann, wie er dessen Klangfarben komplementiert und kontrastiert, ja sogar eigene kreiert, veredelt den entspannten Abend auf eine ganz besondere Weise.