Wolfgang Lackerschmid Quartet | 30.09.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Manchmal ereignen sich mitten aus der Stille heraus kleine Sternstunden des perfekten musikalischen Glücks, zuweilen gar im Doppelpack. Die beiden Soli von Wolfgang Lackerschmid und Bob Degen in der Ballade „Easy to leave love“ waren solche kleinen Glückstropfen, die leider flüchtig sind und viel zu schnell vergehen. Der Augsburger Vibraphonvirtuose und der amerikanische Pianist gastierten gemeinsam mit Karl Latham und Cameron Brown im Neuburger Jazzclub.

Sieh, das Gute liegt so nah‘! Gerade 50 km entfernt in Augsburg lebt einer der besten Vibraphonisten der Jazzwelt, Wolfgang Lackerschmid, seit den 70ern hoch anerkannt, komponiert, spielt, tourt, produziert und stellt immer wieder musikalische Partnerschaften auf die Beine, die es in sich haben. Chet Baker war einer, mit dem er lange Jahre spielte, weitere Partner waren Attila Zoller, Lee Konitz, Michal Urbaniak und andere. Mit dem Pianisten Bob Degen hat Lackerschmid nun wieder einen Mitspieler gefunden, der Ergänzung und Widerpart zugleich ist, ideal für kreative Spannung und komplementäre Harmonie. Dabei halten Karl Latham am Schlagzeug und Cameron Brown am Bass den Groove am Laufen und das Rückgrat stabil. Seien es komplexe brasilianische Rhythmen über ebenso komplexen Changes, seien es die zartesten Balladen in schimmerndem Glanz, seien es die osteuropäisch inspirierten „Polish Winds“, Kompositionen von Johann Sebastian Bach oder die eigenen „sparsamen“ „Four Notes“, Lackerschmid und Degen pflegen in ihrem Spiel lebendige Dialogkultur, der Eine im hurtigen Fluss der Virtuosität, der Andere im durchdachten Setzen von Fragezeichen, beide vor dem kompakten Hintergrund zweier exzellenter Rhythmusgaranten: „Hurry up and wait“. Eigentlich logisch, oder?