Wolfgang Lackerschmid ist ein immer wieder überaus gern gesehener Gast im Birdland Jazzclub, unverkennbar und doch jedes Mal etwas anders, dieses Mal – zum ersten Akt des Saisonausklangs – mit einem exquisiten Quartett, das in der Coronazeit zusammenfand. Ein hurtiger „Einstieg“ – zum Austoben, „damit wir die Balladen dann umso gefühlvoller spielen können“, meinte Wolfgang Lackerschmid nach dem Auftaktspurt. Gleich danach die Probe aufs Exempel: „100 Luftballons“! Die beiden 1975er-Frühwerke des bis heute umtriebigen Komponisten Lackerschmid zeigten bereits die stattliche Bandbreite seines künftigen, bis heute sich erweiternden Œuvres.
Satte fünfzig Jahre ist er nun mit seinem Vibraphon „on the road“, von Beginn an in der ersten Liga mit internationalen Partnern, Chet Baker etwa oder Attila Zoller, kreativ und unverwechselbar mit der atemberaubenden Vier-Schlegel-Technik, der spielerischen Leichtigkeit, dem unverkennbar schwebenden Sound und der harmonischen Finesse, die seine ganz persönliche Klangfarbe auszeichnen, auch wenn die Melodie nur „Four Notes“ umfasst.
Immer wieder sucht er sich Mitspieler, mit denen er interagieren, Neues ausprobieren, sich neu erfinden, munter bleiben kann. Dieses Mal also das „Lockdown“-Quartett, bei aller melancholischen Nachdenklichkeit nachts „At the Park“ mit dem dennoch hurtigen, optimistischen, lebensfroh swingenden Motto „Never stop playing“.
Die Basler Drummer Samuel Dühsler und der Berner Bassist Bänz Oester zeigen sich als ausgezeichnetes Rhythmus-Duo, jeder bei und für sich von eigener Klasse, sensitiv und präzis aufeinander eingespielt und überaus aufmerksam im Fluss der Interaktion in der Band. Die wurde vervollständigt von Myslaure Augustin, einer echten Entdeckung aus Straßburg, Pianistin mit Energie, Strahlkraft, Präzision und Empathie, stets auf den Punkt dosiertem Anschlag und flexibel fließender Fanatasie.
„Toyful, Toyful2, entstanden aus einer spielerisch spontanen Improvisation im Studio, verdeutlichte die Frische und das tiefe Verständnis der Vier füreinander. Spielfreudig bewegt und in agilem Vorwärtsdrang können sie es auch funky. Dass Wolfgang Lackerschmid auch mit den Standards des amerikanischen Songbooks nicht fremdelt, legte er dar mit „Just Friends“, natürlich in seiner eigenen Version – er kann es halt nicht lassen – als „Just Lovers“, inklusive eines mitreißenden Duo-Intermezzos von Dühsler und Oester.
Wiederum der Spiegel der Temperamente im sensiblen „Forever“ und dem schroffen „Show it yourself“. Mit „Impression“ spielte sich das Quartett mehr und mehr in Freiräume vor, landete schließlich beim nach vorn offenen Höhepunkt des Abends, dem am Ende die Gospel-ähnliche Zugabe „One More Life“ noch Herzblut und Hoffnung mitgab. Never stop playing! Das gilt trotz Sommerpause auch für den Birdland Jazzclub. Die Fans können sich jetzt schon auf den Herbst freuen: Am 12. und 13. September ist mit Scott Hamilton wieder ein guter alter Bekannter zu erleben.