Wolfgang Lackerschmid Connection | 05.10.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Eine der großen Stärken des Augsburger Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid ist neben seiner unbestreitbaren Klasse als Musiker und Komponist seine Fähigkeit zur Kommunikation, zur musikalischen Partnerschaft, sei es im Duo u. a. mit Chet Baker oder Attila Zoller, mit denen er in jüngeren Jahren spielte, sei es in der Band.

Mit Mark Egan am Bass, Karl Latham am Schlagzeug und Ryan Carniaux an Trompete und Flügelhorn hat er mal wieder eine Besetzung um sich versammelt, die als Einheit in der Vielfalt zu überzeugen weiß. Was die Vier jüngst im Traumraum-Studio als „Magic Brewery“ einem Silberling anvertraut haben, erklang nun live und noch mehr ausgereift im Neuburger Birdland.

Seit den 70ern schafft es Lackerschmid, über Europa hinaus einen Platz in der instrumentalen Elite zu behaupten. Der intelligente, vielerfahrene Musiker hat, hält und verfeinert sein spielerisches Niveau in hoher Virtuosität, klugem Understatement und uneitler Unaufdringlichkeit. Der eigentümlich kühle Klang des Vibraphons ist unter den von ihm meisterhaft geführten vier Schlegeln in besten Händen: Schwebender Glanz, sonore Fülle und bezwingende Magie im blitzgeschwinden Wirbel von „Got More Sun“ oder im meditativen Feeling von „Lady F.“.

Mark Egan, der mit „Slinky“ auch ein bemerkenswertes Stück beitrug, erfreute das Birdland mit dem Sound eines im Neuburger Jazzkeller eher selten zu hörenden E-Basses, dem er in zurückhaltender Lautstärke mal rund rollende, mal sanft singende, mal kantig knackige fünf Saiten abgewann, im Groove hervorragend ergänzt von Karl Latham am Schlagzeug. Der New Yorker gab Schmiss und swing zum Geschehen, zeigte Kante und Gefühl in vielschichtiger rhythmischer Differenzierung.

Die Überraschung des Abends war Ryan Carniaux. Der 33jährige Trompeter aus New York brillierte auf der Trompete mit rasantem Starkstromspiel, hohem Tempo, scharfen Highnotes und ausgezeichnet dosierter Attacke, auf dem Flügelhorn mit Gespür für’s Wesentliche und entschleunigter Gelassenheit: „Why Shouldn’t Yo Cry?“

Wie gut die Vier harmonierten, zeigte sich wohl am Intensivsten im weitgehend frei improvisierten „Story Circle“. Dessen unaufgeregte, interaktive Herzlichkeit vermochte sich unmittelbar zu übertragen. Man kann eben nicht nicht kommunizieren! Wo das beherzigt wird und kreativ gelingt, entsteht unter Umständen ein „magisches Gebräu“. Gut so!