Wolfgang Haffner Trio | 21.09.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Genauso gut hätte man das Frank Chastenier Trio ankündigen können. Der Kölner Tastendrücker ist einfach ein sensationeller Pianist, trotz der geschlagenen 26 Jahre, die er in der WDR Bigband spielte, fast so etwas wie ein hidden champion und dem breiteren Publikum trotz seiner Klasse immer noch viel zu wenig bekannt. Schon mit 13 Lenzen gewann er seinerzeit den ersten Platz bei Jugend jazzt, mit der WDR Bigband nahm er im Lauf der Jahre rund 50 Platten auf, Till Brönner, Manfred, Krug, Hildegard Knef, Dee Dee Bridgewater, Caterina Valente, Rolf Kühn und Pe Weerner vertrauten seinen Künsten. Ein vielfältiger, höchst geschmackssicherer Tausendsassa präsentierte sich da just ein Jahr nach seinem letzten Auftritt in Neuburg, auf der Bühne des Birdland.
Wobei natürlich auch gegen die Benennung dieses Zauber-Trios als Wolfgang Haffner Trio nicht das Geringste einzuwenden ist. So heißt es ja schließlich auch. Beweglich, kultiviert und fast unheimlich kontrolliert agierte Deutschlands zweifellos bester Drummer. Klug dosierte er inspiriertes Temperament und sublim differenzierte Zurückhaltung, blieb dabei stets agil und konstruktiv, immer mit substanziellem Beitrag als belebender Impulsgeber und beflügelter Unterstützer. Der Dritte im Bunde schließlich, Christian von Kaphengst am Bass, bildete Rückgrat und Ruhepol, ließ alle Bewegung gelassen zu und wies ihr gemessen Weg und Ziel.
Standards aus Jazz und Pop fügten sich in den exquisiten Arrangements von Frank Chastenier zu einem Reigen feinsinniger Variationen. So sprudelte zu Beginn Lionel Richies „Hello“ in den Jazzkeller, schlenderte heiter David Fosters „Morning“ in den Abend hinein. Ideal trug die Balance aus Sound, Atmosphäre und Feeling die Substanz jedes Songs, sei es verführerisch, sanft und fast entsagend wie bei Friedrich Holländers „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, melancholisch bei Herbert Grönemeyers „Mensch“ oder seelenheiter wie beim alten Swinger „Cheek to Cheek.“ Duke Ellngtons „In My Solitude“ tupfte nachtblau elegant eine Portion Nachdenklichkeit hinzu, bevor es „On the sunny side of the Street“ nonchalant und lässig weiterging ins Glück des federleichten, transparenten, lichterfüllten Grooves dieses Jazztrios dreier seelenverwandter exzellenter Musiker.