Wolfgang Haffner Trio | 21.09.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Was haben Lionel Richie, Paul Simon, Friedrich Hollaender, Hildegard Knef und Herbert Grönemeyer gemeinsam? Allesamt sind sie alles andere als Künstler des Jazz. Trotzdem erklingen ausgerechnet deren Stücke beim ersten von zwei Konzerten des Wolfgang Haffner Trios im Neuburger Birdland Jazzclub. Das liegt an Frank Chastenier, dem exzellenten Pianisten, der sich als Arrangeur jeder Herausforderung stellt, sei sie auf den ersten Blick auch noch so abenteuerlich.

Im Grunde könnte dieses Trio, dem auch noch Christian von Kaphengst am Kontrabass angehört, auch nach ihm benannt sein, denn Chastenier investiert eindeutig am meisten in den Abend, drückt den gut zwei Stunden seinen Stempel auf. Wolfgang Haffner jedoch ist der Chef, trommelt seine beiden langjährigen Freunde immer wieder mal zusammen, wenn es sein Terminkalender zulässt und lädt zum „Familientreffen“, wie er es ausdrückt. Es gibt dann stets ein spezielles, nicht auf CD erhältliches Programm mit Jazznummern wie an diesem Abend mit Duke Ellington’s „In My Solitude“ oder Irving Berlin’s „Cheek To Cheek“, aber eben auch mit Simon’s „50 Ways To leave Your Lover“ mit prächtigem Rock-Drum-Solo Haffners oder Grönemeyers „Mensch“.

Die Spannweite ist enorm. Al Jarreau’s „Moanin‘“ist quasi eine musikalische Umarmung des Publikum durch eine Jazzband. Wem da nicht das Herz aufgeht, dem ist nicht zu helfen. Richie’s „Hello“ klopft ganz schüchtern und zögerlich an, während die feurige Version von Michel Legrand’s „Les Parapluies de Cherbourg“ mit der Tür ins Haus fällt. In seinen Arrangements legt Chastenier größten Wert auf die exakte Platzierung jeder einzelnen Note, jedes einzelnen Strichs mit den Besen, andererseits bietet er sich selbst wie auch Haffner immer wieder Platz für Ausschmückungen, Umspielungen und Soli, die beide überaus geschmackvoll in dieses teils recht diffizile Geflecht an Vorgaben und Freiheiten einbetten. Selten kommen sich kammermusikalische Pas-sagen und elastisch groovender, kraftvoller Power-Swing als Eckpunkte innerhalb eines Konzerts so nahe.

Wolfgang Haffner, der auch in der internationalen Jazzszene höchstes Ansehen genießt und pausenlos rund um den Globus im Einsatz ist, bricht in einigen Tagen als Bandleader zu einer großen Asientournee auf. Dass er sich vorher von seiner Familie verabschiedet, gehört für ihn zum guten Ton. Und es zeigt seine enge Verbundenheit mit dem Birdland und dem dortigen Publikum, dass er aus diesem Anlass noch einmal in Neuburg vorbeischaut, bevor er in den Flieger steigt.