Wolfgang Haffner All Star Quartet „Kind Of Cool“ | 14.05.2016

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Wolfgang Haffner, „Deutschlands coolster Schlagzeuger“, so wurde er bereits genannt, präsentierte am Wochenende sein aktuelles Album „Kind of Cool“ und mehr im Jazzclub Birdland. Mit dabei Christopher Dell am Vibraphon, Hubert Nuss am Flügel und Christian Ramond am Bass. Eine Besetzung wie die des Modern Jazz Quartets, ein Albumtitel angelehnt an Miles Davis berühmten Klassiker des Cool Jazz „Kind of Blue“, das Repertoire weitgehend aus dem „Great American Songbook“ – nichts Neues also? Doch, da war etwas: der wahrscheinlich wärmste Cool Jazz seit Entstehung des Genres. Das Publikum zahlreich. Der Haupt-Protagonist, Wolfgang Haffner – aus Franken stammend, auf Ibiza lebend, seit dem achtzehnten Lebensjahr mit den Größen des Jazz unterwegs, Komponist, Arrangeur – selbst begeistert; sein Spiel begeisterungswürdig. Haffner begeistert vom Birdland als einem „…der schönsten Jazzclubs der Welt“, begeistert vom Repertoire, auf das ihn seine Plattenfirma gebracht hat, das ihn zurückführt an seine Anfänge als Musiker. Ein Repertoire, das den vielseitigen, Echo ausgezeichneten Drummer durch seine „Unaufgeregtheit“ fasziniert. Das Publikum begeistert von bekannten Klängen in unerwarteten Interpretationen. Ein großer Unterschied zum Album-Sound liegt an diesem Abend in der Besetzung ganz ohne Bläser. Was Jukka Perko und Dusko Goykovich zu „Kind of Cool“ – das übrigens Gold Status erreicht hat – auf Saxophon und Trompete an klanglichem Cool-Faktor beisteuern, wird im Birdland melodisch von Piano, Vibes oder Bass zu einem Nah-, Intim-, Dicht-, Sehr-Virtuos- und, ja, auch Wärme-Faktor transformiert. In seiner Wirkung natürlich nicht minder cool. Ein Gutteil Nähe und Emotionalität transportiert auch Haffner mit engagierten Ansagen, vor allem aber durch das sensible, ungeheuer dynamische Spiel. Selbst übrigens ein Muster an Unaufgeregtheit, stellt Haffner das Schlagzeug als einen Klangkörper vielfältigen Charakters vor: bescheiden zischelnd, ätherisch quietschend, trocken klopfend, in Wirbeln rauschend, vehement rollend, brachial donnernd – und immer, aber wirklich immer, bezwingend swingend oder in sonstigen Rhythmen unentrinnbar groovend. Während die Combo Stücke wie „What’s This Thing Called Love“ oder „I Hear a Rhapsody“ up-tempo-mäßig, auf einer gemeinsamen Welle reitend in die musikalische Eskalation treibt, erzielen die Musiker mit langsamsten ultra-laid-back Interpretationen beispielsweise von „Autumn Leaves“ den Umkehreffekt, die nahezu unerträglich spannende, atemberaubende Deeskalation der Musik. Tightness – das perfekte, dichte Zusammenspiel – ist hier wie dort der maßgebliche Faktor. Cool, sehr, sehr cool!