Wolfgang Dauner – Albert Mangelsdorff Quintett | 10.09.2004

Augsburger Allgemeine | Dr. Tobias Böcker
 

Ein dem Kenner allein bei Nennung der Namen fast schon Ehrfurcht abnötigendes Quintett gastierte zum Saisonauftakt nach der Sommerpause im Neuburger Birdland Jazzclub. Wolfgang Dauner und Albert Mangelsdorff, Pioniere der ersten Stunde des Jazz im Nachkriegsdeutschland auf unbeirrter Mission im Namen komplexer Improvisationskunst, sowie Christof Lauer, Dieter Ilg und Wolfgang Haffner, Powerplayer der bereits etablierten mittleren Generation, präsentierten zeitgenössischen Jazz jenseits aller Schubladen.

Keiner der Zuhörer im restlos ausverkauften Keller unter der Hofapotheke in der Neuburger Altstadt hatte sich zu viel versprochen beim Stelldichein der Creme de la Creme der Szene, selbst nicht angesichts höchst geschraubter Erwartungen. Verschachtelt, verzwickt, anspruchsvoll, intelligent und doch immer vom eigentlichen Lebenselixier des Jazz getragen, dem swing, ohne den Alles nichts ist, präsentierten sich fünf Musiker, die allesamt mit eigenen Projekten mehr als beschäftigt sind, in so uneigennützigem Zusammenspiel, dass Mangelsdorffs Bekenntnis keiner weiteren Erklärungen mehr bedurfte: „Das ist die Gruppe, mit der ich am Allerliebsten spiele.“ Das sitzt, erscheint dem Übervater der nationalen Szene doch offenbar der ofenfrische Dialog der Generationen erquicklicher als alle noch so knusprig aufgebackenen guten alten Zeiten. Da ist keine Spur vom Suchen nach einem beschaulich abzuarbeitenden  kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern Intensität, Energie und Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde des Konzerts, kompositorische Finesse, virtuose Instrumentenbeherrschung, solistische Extraklasse und eine schier berstende Lust an der gemeinsamen Sache lebendiger Musik. Ein Auftakt nach Maß für eine Saison, die mit dem Heinz Sauer Trio tags darauf schon den nächsten Hochkaräter zu bieten hatte und im Laufe der nächsten Monate mit Gigs u.a. von Jim Hall, Enrico Pieranunzi, Vincent Herring, Ed Thigpen, Al Foster sowie Bennie Wallace dem Neuburger Birdland einmal mehr zur Ehre gereichen dürfte.