Einen kurzweiligen und unterhaltsamen, im wahren Sinne des Wortes stimmungsvollen Abend bescherte die William Galison Group dem Publikum im Neuburger Birdland. Freundlich-friedliche Atmosphären, die so recht zum unmittelbar bevorstehenden Frühlingsanfang passen, heitere helle Sanftheit, nur ganz gelegentlich auch mal Ansätze von Sturmböen ließen das Publikum schwelgen.
„Out of Rosenheim“ – Da stellen sich Assoziationen ein von einer weiten Wüstenlandschaft, einer verlassen vor sich hin brütenden Imbißbude irgendwo an irgendeinem Highway in Amerika und von einer Frau, die plötzlich beginnt, ihr Leben in die Hand zu nehmen und das Leben anderer. Ein wenig von der Stimmung dieses zauberhaften Films mit Marianne Sägebrecht und noch einiges mehr brachte der Mundharmonika-Virtuose William Galison in den Neuburger Jazzclub.
Galison vermittelt ein Gefühl weitgehend unbeschwerten Daseins, leicht-luftiger Lebensfreude und beschwingter Ahnung von der besseren Seite des Daseins. Bilder von einsam über das weite Meer ziehenden Seglern, Möwen, Strand, Sonne und die Vision eines azurblauen Himmels erscheinen vor dem inneren Auge, wenn Galisons Mundharmonika loslegt, einfach schön – fast zu schön um wahr zu sein, denn bei allem Bekenntnis zur Notwendigkeit, die Momente des Lebens zu genießen, die ohne Reue genossen werden können: So glatt und schön ist das wirkliche Leben in kaum einem Augenblick. Nur selten bietet die William Galison Group Momente von nachdenklicher Traurigkeit wie in einem Stück von Lucio Dalla für den todgeweihten Caruso oder eines jener kernigen Soli aus dem Horn von Mulo Francel, die auch mal die ausgetretenen Pfade des Mainstream verlassen.
Unterbrochen wird der ganze Wohlklang durch ein witziges Intermezzo von Karsten Gnettner und Stefan Eppinger mit einem Duo für Bass und Schlagzeug. Da kommt es nicht nur zu fliegendem Wechsel der Instrumente, da wird der Kontrabaß nicht nur als zweisam betrommelter Resonanzkörper genutzt, sondern gar als vierhändig bezupftes Gemeinschaftsinstrument.
Erst ganz zum Schluß legen einmal Sax und Rhythmusgruppe mit Kraft und Verve und ungebremster Energie los. Da endlich läßt sich auch Galison anstecken und geht mit ins Dickicht unkalkulierter Improvisation. Da – kurz bevor der Keller noch in der ganzen Schönheit erstickt wäre – beweist er Mut zum Risiko und belohnt sich selbst, die Band und das Publikum mit einer solistischen Glanzleistung.