Weindorf – Plümer – Weiss | 06.04.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die aktuelle CD des Pianisten Tobias Weindorf heißt „Stories To Be Told“. Und tatsächlich wird das Konzert, das er zusammen mit Gunnar Plümer am Kontrabass und Peter Weiss am Schlagzeug im Birdland Jazzclub gibt, zu einem akustischen Erzählband voller Geschichten. „Luke“ etwa entstand, als sein zweijähriger Sohn spontan anfing zu tanzen, nachdem der den stolzen Papa am Klavier vernahm, „“A Little Song For You“ wurde geschrieben für seine Gattin, die Altsaxofonistin Kristina Brodersen, „Sweet Temptations“ wiederum ist von ihr für ihn, „For John“ erzählt von der ersten Begegnung mit seinem Mentor und Förderer John Taylor und in der Zugabe gibt’s sogar noch einen Song der kalifornischen Punkband Lagwagon. Wie es ausgerechnet dazu kam, ist wieder eine eigene Geschichte.

Weindorf sagt die Kompositionen zwar an, erklärt den Hintergrund, wie sich die Stories aber wirklich für ihn anfühlen, was sie im Nachhinein in ihm auslösen, drückt er durch sein Spiel aus. Tief über die Tasten gebeugt, fühlt er sich ein die jeweilige Situation, spürt der Erinnerung nach. Manchmal ist die Anspannung spürbar, manchmal gibt er sich befreit und locker. Und so stehen etwa das griffige, relaxte „Bopschka“ und die einfühlsame, ja, intime Ballade „The Old Bird“ gleichberechtigt nebeneinander, woraus sich fast automatisch die Art von Dynamik ergibt, die ein Konzert so abwechslungsreich und lebendig macht.

Mit Peter Weiss und Gunnar Plümer hat er sich für sein Projekt zwei Kollegen gesucht, die seit vielen Jahren bestens eingespielt sind. Sie steuern ihre eigenen Sichtweisen zu Weindorfs Geschichten bei, treten an zum Dialog, kommentieren und korrespondieren, erzählen weiter, fügen ihr eigenes Kapitel hinzu. Weiss ist zuständig für den pulsierenden Groove bei „Offday“ und die federleichten und doch so konsequenten Besenbeats bei „You Never Know“, während Plümer ein ums andere Mal dem Pianisten in solistischer Hinsicht die Stirn bietet. Ja, da haben sich wirklich drei gefunden, der junge Pianist und die beiden erfahrenen Säulen der deutschen Jazzszene. Am gegenseitigen Umgang miteinander erkennt man die Empathie und den Respekt, den sie füreinander empfinden. Auch darin liegt ein Grund für diesen überaus gelungenen Abend. Mit technischem Können alleine könnte man diese Geschichten nicht so schön erzählen.

Und auch hinter diesem speziellen Auftritt des Trios im Birdland an sich steht eine Geschichte. Er wurde nämlich nur ermöglicht durch den Spielstättenprogrammpreis „Applaus“ der Bundesregierung, den der Club 2017 bereits zum dritten Male erhielt. Er ist mit einem Preisgeld verbunden, womit Konzerte wie dieses – und im Laufe des April noch drei weitere – finanziert werden.