Der großartige Pianist Walter Norris agiert lieber im Stillen. Daher mag es kommen, dass ihm nicht immer die verdiente Aufmerksamkeit zuteil wird. Nun gastierte er mit seinem Trio, zu dem noch der versierte Bassist Martin Wind und der einfühlsame Schlagzeuger Hans Braber gehören, im Birdland Jazz Club. Und als Ergänzung holte sich Norris noch den hoch geschätzten Flügelhornisten Ack van Rooyen mit an Bord, wohl wissend, dass der warme Ton dieses Instrument die Klangcharakterisik des Sounds maßgeblich mitbestimmen kann.
Und so waren es auch Norris am Piano und van Rooyen am Flügelhorn, die meist den Ton angaben, ohne die beide anderen Bandmitglieder zu kurz kommen zu lassen. Mit welchem Elan und Spielfreude die beiden reiferen Herren (sie gehen ja beide immerhin auf die 80 zu) agierten, ist schon erstaunlich.
Musik scheint wirklich ein Jungbrunnen zu sein.
Dargeboten wurde klassischer mood-jazz zwischen swing und bebop auf höchstem Niveau. Das
Gesamtkonzept war ausgewogen und abwechslungsreich. So wechselten flotte Klassiker wie „No Greater Love“ (lustvoll begleitet sich hier Norris durch lautmalerisches Singen selbst am Piano) oder das aus einem Broadway-musical stammende „All The Things You Are“ mit wunderschönen Balladen wie „Autumn Bugle“ von van Rooyen und das im Dreiertakt konzipierte „The Dream“ von Martin Wind. Dass die verschiedenen Stücke auch noch in unterschiedlicher Besetzung -vom Solisten bis zum Quartett- dargeboten wurden, machte das Konzert noch kurzweiliger.
Mood-Jazz der Extraklasse, der den Winter vertreibt.