Nguyên Lê – Rita Marcotulli | 27.03.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kann das gut gehen? Eine nah an der Klassik verortete Jazzpianistin und ein Saitenzauberer aus der Fusion-Ecke? Eine, die aus dem lyrischen und romantischen Fach kommt, bei aller Modernität zumeist einen sehr klaren Anschlag auf dem edlen Flügel pflegt, und einer, der mit Elektrogitarre, jeder Menge special effects, Laptop, Mischpult und Verstärker anrückt! Kann das gut gehen? Es kann! Rita Marcotulli und Nguyen Le zelebrierten die Kunst des Duos im Neuburger Birdland Jazzclub als leises Fest der Einheit der Gegensätze.

Da fließen europäische Musiktradition und Harmonien aus dem fernen Osten nahtlos ineinander. Da geben rhythmische Akzente von den Tasten den Saitentänzen Halt. Da fliegen die Ideen nur so hin und her im trauten Doppelspiel und steter Spannung des Moments, alternieren hauchzarte Nachtmusiken mit klirrenden Geräusch-Kollagen, wechseln elegisch in den Raum gelegte Melodien mit glasklaren Akkordauflösungen, haben Choral und Noise, Wohlklang und graues Rauschen das gleiche Recht. Beide, die Italienerin und der Vietnamese, tragen abwechselnd Stücke bei. Im schöpferischen Fluss des lebendigen Zusammenspiels spielt die Urheberschaft jedoch kaum eine Rolle. Beiden ist daran gelegen, schlicht und einfach gemeinsam Musik zu machen. Keine Kraftmeierei, kein virtuoses Schaulaufen! Leise Töne verführen zu atemlosem Zuhören. Dabei ist’s so ermutigend zu erleben wie beruhigend zu wissen, dass harmonisch und kreativ wenigstens für einen Konzertabend zusammen wachsen kann, was auf den ersten Anschein so überhaupt nicht zusammen passt. Vielleicht ist die Musik ja doch der erste Schritt zur Verwirklichung der Utopie!