Walter Lang Trio | 15.02.2020

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vor zwanzig Jahren war Magnus Öström das letzte Mal im Neu-burger Birdland, damals noch ein Rising Star mit e.s.t., jenem Trio, das in den frühen 2000ern den Sound des europäischen Jazz neu definierte mit soghaftem Groove und Rock-affinen Elementen. Die Schweden sorgten für weltweites Entzücken und zogen eine breite Anhängerschaft in neu zu erforschende Jazzgefilde mit sich. Der Unfalltod des Pianisten Esbjörn Svensson 2008 setzte dem ein jähes Ende. Nicht nur Bassist Dan Berglund gelang in der Folge die Neuerfindung seiner selbst, jenseits von e.s.t., auch Drummer Magnus Öström emanzipierte sich mit seinem ureigenen Sound erfolgreich und nachhaltig von der eigenen Legende. Mit überaus gefühlvollem, vordergründig zumeist unauffällig erscheinendem Drumming setzte er nun den unwiderstehtlichen Groove im Trio mit Birdland Dauergast Walter Lang am Piano und Thomas Markusson am Bass.
Walter Langs romantische Ader und Thomas Markussons melodieselige, zugleich klangschöne Eleganz mit ihrem klaren, schlanken und präsenten Ton vereinten sich im Puls des Schlagzeugs zu nachgerade idealer Symbiose eines Jazzpianotrios der Sonderklasse. Dass der Pianist, der neben seinem Groove-Trio ELF auch der Weltmusik frönt, im Herzensgrund der Romantik verfallen ist, sich mit der melancholischen Filmmusik Carlie Chaplins und den Seelentiefen Robert Schumanns intensiv beschäftigt hat, war in seinem nuanciert balancierten Spiel kaum zu überhören: Unge-mein kultiviert, verbindlich, klar und klangvoll formte er sorgsam jeden Ton, komponierte zugängliche, bildhaft imaginative Weisen. Da sprudelte sanfte, sangliche Energie in »Branduardi«, lockten die »Kansas Skies« im Gospel nahen Blues-Walzer mit verführerischer Weite, tanzten die Geister und Elfen in der »New Moon Night«, versank alles Störende in einer »Meditation in f-minor«, verwirbelten die Flocken im »Snow Castle« mondheller Winternacht.
Dass die Impulse von e.s.t. auch in diesem Trio ihre Spuren hinterlassen haben, überdeutlich in »For The Last« mit seinem schier bannenden Schlagzeugsolo, konnte kaum überraschen, ist der Einfluss der drei Schweden auf den Jazz der Gegenwart doch kaum zu überschätzen. So schloss sich nicht nur für Magnus Öström ein Kreis an diesem denkwürdigen Abend im Neuburger Birdland.