Ein Jazzsextett: Drei Bläser, Piano, Bass, Schlagzeug! Das kann auf Power setzen, Attacke, Wucht und Klanggewalt, auf Groove und kompakten Sound, auf Form, Fläche, Farbe. Der Tenorsaxophonist Walt Weiskopf zeigte sich als „Man of Many Colors“, ließ im Birdland Jazzclub zunächst dem freien Spiel der Farben seinen Lauf, bevor im späteren Verlauf des Konzerts mehr und mehr die pure Energie zu ihrem Recht kam.
Von wegen „Simplicity“: Ein wahrer Rausch der Klangfarben entfaltete sich da am letzten Wochenende vor der Sommerpause im Keller unter der Hofapotheke mit glutvollem Licht und sanften Schatten, immer wieder über-, unter-, ausgemalt von Soli der sechs Extraklasse-Musiker, die da gemeinsam an komplexen Gemälden pinselten mit mal energischem, mal sanft getupftem Strich in eher lockerem Groove.
Alle Sechs beherrschen ihr Metier aufs Beste, Jim Snidero spielt ein stilsicheres Altsaxophon in bester Cool-Jazz-Tradition, John Mosca bläst eine feingliedrige Posaune, Oliver Kent erfreut am Bösendorfer mit durchdachten Einsprengseln, Milan Nikolic am Bass und Christian Salfellner am Schlagzeug schließlich sorgen für jenen elastischen Groove, der zugleich alles zulässt und alle zusammenhält.
Walt Weiskopf selbst, primus inter pares einer Band, in der bei aller Akkuratesse des Miteinanders ein sehr demokratischer gegenseitiger Respekt herrscht, lässt ein ums andere Mal das Saxophon blitzen, blühen, kräftige Konturen und klare Linien zeichnen, farbenprächtig, flammend und durchdacht, modern zugleich und zeitlos schön: „Don’t worry `bout me“.
Power mit rasiermesserscharfen Sätzen, Ecken, Kanten und rasanten Soli auch im „Wonderful Nightmare“. Der Abend hatte alles! Tempo, Energie, Spirit und üppige Farbenpracht!