Zwei Tempi gab es am Samstag im Birdland zu hören: schnell und noch schneller. Zwei Rhythmen: Swing und Bossa. Ein Feeling: Wir geben alles! Und das ist klar, direkt, konkret, laut und enorm funky. Hard Bop eben. Mit diesem unzweideutigen „Wir-kommen-zur-Sache-und-haben Spaß-an-der-Musik“ Jazzstil der 50er Jahre legten der Trompeter John Marshall und sein Quintett einen Saisonauftakt im Birdland hin, der bei den Freunden dieser überaus vitalen Musik keine Wünsche offen gelassen haben dürfte. Rasante Intros von Trompete und Alt-Sax unisono, im Bop-typischen Quartabstand geführt oder fugenartig versetzt, standen als klare Statements im Raum, aus denen heraus sich Soli entwickelten, die nur mit dem Adjektiv „hot“ adäquat zu bezeichnen sind. Dick Oatts verausgabte sich zur Freude des Publikums in virtuos gespielten Läufen mit äußerst reizvollem, leicht „schmutzigem“ Saxofon-Klang, immer ein wenig emotionaler als John Marshall. Der seinerseits an Trompete und Flügelhorn bei gleicher Virtuosität eine sehr spannende Coolness, eine gewisse Distanziertheit ins Geschehen brachte. Elektrisierende Fills, Breaks und ausgedehnte Soli des Schlagzeugers Dusan Novakov sowie ein nicht nachlassendes Vorantreiben des Grundbeats gemeinsam mit Bassist Aldo Zunino, den man gerne häufiger solistisch gehört hätte, ließen das Konzert zu einem wahrhaft heißen, ungebremsten musikalischen Ritt werden. Andrea Pozza setzte am Flügel harmonische Akzente mit scheinbar lässig eingeworfenen, doch immer exakt plazierten Akkorden und solistisch voranschreitenden Läufen. Als Zugabe John Marshall als Sänger: „Little Girl“ bekannt von Nat King Cole. Nicht schlecht. Doch die Romantik währte nicht lange, schon ging es wieder aggressiver zur Sache: Hard Bop eben.