Eigentlich hätten Dusko Goykovich und eine Woche später Jacky Terrasson Anfang September die Birdland- Wintersaison eröffnen sollen. Aber das Schicksal wollte es anders. Aus gesundheitlichen Gründen musste der Neuburger Jazz-Impresario Manfred Rehm die ersten zwei angekündigten Konzerte absagen. Engelbert Wrobels Hot Jazz 4 eröffnete so die „Birdland“-Herbstsaison mit einem fulminanten und unvergesslichen Swing-Abend. Kritische Swing-Kenner sagen, der Kommerz habe längst den authentischen Jazz weggeschwemmt. Das Gegenteil beweisen Engelbert Wrobel (Klarinette, Saxofon, Altsaxofon). Duke Heitger (Trompete), Oliver Mewes (Drums) sowie Paolo Alderighi (Piano). Wrobel forscht in seinen dezenten Improvisationen nach Substanz fernab wohlfeiler Klischees. Der aus New Orleans stammende Trompeter Duke Heitger lässt sich dagegen immer wieder zu floskelhafter Virtuosität hinreißen. Dieses Spannungsverhältnis zwischen gut getarnter und zur Schau gestellter Brillanz zählt zu den reizvollen Charakteristika ihres „Birdland“ Auftrittes. Wrobel und seine kongenialen Partner boten am vergangenen Samstagabend einen Swing-Jazz- Abend der Superlative. Allen voran der junge Mailänder Jazz-Pianist Paolo Alderighi.
Sein stupendes Spiel hat ihn nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee mittlerweile zu einem der gefragtesten Swing-Pianisten Europas werden lassen. Alderighi bleibt dabei stets bescheiden. Seine Virtuosität stellt er nie in den Vordergrund, sondern hält sich immer dezent zurück. Wie kraftvoll, sinnlich und witzig der traditionelle Swing- Jazz sein kann, bewiesen Engelbert Wrobel und seine Formation Hot Jazz4 einmal mehr. Engelbert Wrobel hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, das musikalische Erbe von Goodman und Armstrong zu pflegen. Was ihm und seinen Partnern zugute kommt, ist ihre Perfektion. Mit „Chevy Chase“, „When Day Is Done“ oder „Side Walk Blues“ zeigten Wrobel und seine Mitstreiter ihre eindrucksvollen Fähigkeiten. Das Publikum bedankte sich für die musikalischen Glanzleistungen mit frenetischem Applaus.