Engelbert Wrobel | 18.09.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Darüber, was „echter Jazz“ ist, streiten die Gelehrten fast schon länger als die Fans. Bei Engelbert Wrobel gibt es keinen Zweifel: Was er da mit hohem Swing-Faktor ablieferte im Birdland Jazzclub, war lupenreiner Old-Time Jazz wie aus dem heißen Herzen New Orleans‘.

Die Hot Jazz 4 des Kölner Klarinettisten leben die gute alte Zeit aus vollem Herzen. In großer Übereinstimmung mit dem begeisterten Publikum genießen sie heiße Rhythmen, zündende Soli und feine Improvisation in Blues und Ragtime, Swing und Stomp. Dabei verlassen sie sich nicht allein auf die wohlbekannten Gassenhauer des klassischen prämodernen Jazz wie „Do You Know What It Means to Miss New Orleans“ oder den „Tiger Rag“.

Sie erschließen auch so manches selten gehörte Stück dem vergnügt aufhorchenden Ohr der Fans. „Rachel’s Dream“, das Benny Goodman seiner offenkundig recht quirligen Tochter widmete, ist so ein optimistisches, lebensbejahendes Stück, bei dem Engelbert Wrobel seine quecksilbrige Klarinette jubilieren lässt wie auch in „Chevy’s Chase“. Auf der anderen Seite erzählt der schwerblütige „Pee Wee’s Blues“ Pee Wee Russells von den Schattenseiten des Lebens, von denen man sich aber auch nicht unterkriegen lassen darf.

Für Abwechslung ist gesorgt. Allein schon der wunderbar satte Schlagzeugsound des dezent swingenden Oliver Mewes hääte den Besuch des Konzerts vollauf gelohnt. Fingerflink fegt dazu Paolo Alderighi in quicklebendigen Soli über die Tastatur, so dass die Saiten des Bösendorfers nur so tanzen: Eine echte Entdeckung nicht nur bei Jelly Roll Mortons „Sidewalk Blues“.

Mit dem High-Note Trompeter Duke Heitger und Engelbert Wrobel an Klarinette, Tenor- und Sopransaxophon stehen zwei ebenbürtig virtuose Jazzer auf der Bühne, mit allen Wassern des Mississippi und des Rheins gewaschen. Die beiden spielen sich die Bälle zu in sympathisch offenem Spiel. Ohne Alleinvertretungsanspruch: Auf jeden Fall echter Jazz