Mit der gebürtigen New Yorkerin Helen Schneider kam eine der vielseitigsten und wandlungsfähigsten Sängerinnen aus den Bereichen Rock, Musical, Chanson, und Jazz in den prallgefüllten Birdland Jazzkeller. Und etwa in dieser Reihenfolge vollzog sich auch der inzwischen schon geraume Zeit dauernde musikalische und schauspielerische Weg dieser Künstlerin; von der „Rock’n’Roll Gipsy“ über Eva Perón in „Evita“ und den „Walk On The Weill Side“ zur Jazzinterpretin.
Helen Schneider ist eine charmante und auch mal hinterfragende Erzählerin, die in perfektem Deutsch durch das Programm führt. Die von ihr unter dem Motto „Dream A Little Dream“ ausgewählten Songs nehmen des Öfteren Bezug auf ihr Leben und sind sozusagen pseudo-autobiographisch.
Mit dem ruhigen „Where Or When“, dem einzigen Song aus einem Musical an diesem Abend, beginnt das Konzert. Der Schwerpunkt liegt vor allem bei Standards aus dem American Songbook sowie
Pop- und Soulklassikern. Im rockig interpretierten „Everybody Loves My Baby“ kommt aber natürlich auch, wie in der späteren Zugabe ihres Klassikers „Rock’n’Roll Gipsy“, die Shouterin zum Vorschein.
Ein erster Höhepunkt ist das wunderschön arrangierte „In My Solitude“ von Duke Ellington, in dem
Schneiders klare Stimme und phonetisch saubere Wortartikulation (Musicalschule) besonders gut zur
Geltung kommt. Hinzu kommt die feinfühlige Gitarrenbegleitung von Jo Ambros, durch die nur sanft
angetupften Saiten, so dass ein sehr schönen Sustainton ensteht. Mini Schulz liefert ein einfallsreiches Basssolo dazu und der Dritte im Bunde von Schneiders ausgezeichneter Begleitband, der Schlagzeuger Meinhard „Obi“ Jenne, ergänzt das Ganze durch seine präzise und intelligente Rhythmusarbeit.
Sehr schön auch die anschließende Soulballade „If Loving You Is Wrong“ mit gestrichenem Bass begleitet. Eine großartige Interpretation von Bob Dylans „Just Like A Woman“, das völlig zu Recht ein fester Bestandteil des Programm ist, beendet den ersten Teil des Konzertes.
Mit dem Soulklassiker „Natural Woman“ von Carole King eröffnet Helen Schneider den zweiten Teil des Konzertes. Highlights nach der Pause sind die folgende, einfühlsam interpretierte Antikriegsballade „Bang The Drum Slowly“ von Emmylou Harris und Leonard Cohens „The River Is Dark“, das kraftvoll grooved und sich hypnotisch in die Gehörgänge der Zuhörer einnistet.
Schließlich erweist Schneider mit „I Wanna Be A Child Again“ noch Udo Lindenberg, der sie bei Ihrem Karrierestart maßgeblich unterstützte, ihre Reminiszenz. Hier und bei ihrem als Zugabe gesungenen Hit „Rock’n’Roll Gipsy“ kommen auch noch mal die Rockliebhaber auf ihre Kosten. Und „Dream A Little Dream“, beendet folgerichtig dieses eindrucksvolle Konzert.
P.S. Wäre schön, wenn man Helen Schneider hier im Jazzclub nicht zum letzten Mal gesehen hätte; und wer weiß, vielleicht kommt sie dann ja mit einem „European Songbook“ und mit dem ein oder anderen deutschen Lied.