Ohne Eins spiel Drei, geht nicht beim Skat, geht im Jazz. Weil der Bratschist mit Bandscheibenvorfall das Stufenbett hüten musste, waren Oli Bott, Arnulf Ballhorn und Tuyêt Pham gezwungen, ein Programm zu dritt zu basteln. Was dem „Vibratanghissimo“ im Birdland Jazzclub kaum Abbruch tat, ließen die Drei doch dem Jazz im Tango überzeugend seinen improvisierend freien Lauf.
„Astor“ hieß eines der Stücke, wem anders wohl gewidmet als dem großen Astor Piazolla, dem Wiederbeleber des Tango und Begründer des Tango nuevo? In ausgiebigen improvisierten Passagen gaben Vibratanghissimo dem Meister die Ehre, erfreuten durch elastisch verknüpftes Zusammenspiel, geschickte Schwerpunktverlagerungen im Trio und ein reiches Klangbild. Dabei ist es gar nicht so leicht, Klavier und Vibraphon nicht konkurrierend gegeneinander sich aufschwingen zu lassen allein mit dem Bass in der Mitte. Dank eines beiderseits diszipliniert kultivierten Anschlags gelang ein hervorragendes Miteinander.
Das Fehlen der Bratsche reduzierte freilich die Möglichkeiten, ließ andererseits Arnulf Ballhorn am Bass viel Raum, in elegischem Spiel con Arco am Kontrabass, im zweiten Set zuweilen am elektrischen Sechsaiter, jene Träne zu gestalten, die man tanzen kann im Schmerz des Vergessens: „Oblivion“.
„Tango de la calesita“ heißt wiederum ein Stück des Bandleaders Oli Bott in fast tranceartiger, lang ausholender Drehbewegung, erst ruhig verhalten, in sich versunken, mehr und mehr zu freier Bewegung sich entfaltend, stets kontrolliert dabei, bis es sich zurückfindet zu ursprünglicher Innigkeit.
Bei einer türkischen Samba aus Berlin, wie Oli Bott ein weiteres seiner Stücke ankündigt, lässt er die Schlegel nur so über die Klangstäbe des Vibraphons tanzen, während Tuyêt Pham sich einmal mehr als exquisite Pianistin mit klassischem Hintergrund profiliert, mal dezent, mal mit mehr Energie, immer mit markantem, klarem Spiel.
„Tango Meets Jazz“, eine überaus gelungene Begegnung von Süd- und Nordamerika auf europäischem Boden. Auch ohne Bratsche!