Vincent Klink Trio | 13.03.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

„Es geht um Paris. Die Stadt der Liebe!? So ein Quatsch. Paris ist heute eine ganz normale Großstadt. Und wenn man bedenkt, dass dort im Norden über eine Million Schwarze leben, muss man froh ein, dass wir den Ersten Weltkrieg verloren haben. Sonst müssten wir uns auch noch mit dem kolonialen Erbe herumschlagen.“ Mit der politischen Korrektheit hat er’s nicht so.

Vincent Klink ist schließlich nicht nur ein kerniger Schwabe und fernsehweltbekannter Koch, sondern auch einer, der aus seiner Weltsicht kein Hehl macht. Nachzulesen in Vincents Tagebuch auf www.wielandshoehe.de oder in etlichen Büchern. Eines davon: „Ein Bauch spaziert durch Paris“, kein Fremdenführer, keine Gebrauchsanweisung, kein Ratgeber, sondern eine Sammlung von Geschichten und Betrachtungen rund ums Essen an der Seine.

Da ist Paris dann doch mehr als eine ganz normale Stadt. Klink liest im Neuburger Jazzclub von seinem Versuch, die Franzosen zu verstehen, von Georges Simenon und Kommissar Maigret, Algerien, den Flics und den Bistros der französischen Hauptstadt. Auch der Neuburger Birdland Jazzclub kommt vor samt dessen Impressario Manfred Rehm und seinen kundigen kulinarischen Empfehlungen, u.a. des Restaurants „Paul“ an der Place Dauphine.

„The Truth & Other Lies“: Zur Fabulierlust des Maestro passte die Komposition von Patrick Bebelaar – Ein Hund, wer Arges dabei denkt! Schließlich ging es ja nicht nur um eine Lesung, nicht nur um Paris, sondern auch um Jazz. Klink ist nämlich neben all seinen anderen Vorlieben und Aktivitäten auch ein veritabler Musiker, seit jungen Jahren dem Jazz zugetan.

Seine Basstrompete bläst er mit flüssiger Phrasierung, flinker Beweglichkeit und angenehmem Timbre nicht nur in Charlie Parkers „Yardbird Suite“. Bebelaar zeigt sich einmal mehr als eloquenter, phantasievoller, der Freiheit und Zurückhaltung gleichzeitig fähiger, ungemein swingender Pianist.

Eine ausgesprochene Freude für die Fans war es, dem durchdachten, klaren und wunderbar groovenden Bassspiel von Günter Lenz zuzuhören. Der 77jährige Grandseigneur der tiefen Töne gastierte schon 1962 erstmals in Neuburg, lief. Im Trio mit Bebelaar und Klink lieferte er neben einem grundsoliden Fundament jenen feinfühligen Groove, der ein Konzert als Ganzes swingen lässt: „Beautiful Love“!

So wandelten die Zuhörer im restlos ausverkauften Birdland beschwingt mit über die Champs-Élysées, schlenderten über die Pont Neuf und genossen den Blick vom Eiffelturm, wo in luftiger Höhe der „berühmteste Koch der Welt“ seine Gäste empfängt.

Und en passent dann doch ein Rat von Vincent Klink: „Wenn nach Paris, dann lieber zwei Tage richtig als vierzehn Tage nur ein bisschen …“

Lesung und Konzert wurden von BR-Klassik mitgeschnitten und werden am 29. Juli um 23:05 Uhr im Rahmen der Jazztime ausgestrahlt.