Franz Dannerbauer’s Music Liberation Unit | 13.03.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen … so weit draußen zwar nicht, aber doch irgendwo jenseits des ganz normalen Wahnsinns: Vielleicht ist es ja ein Privileg der Kunst, aus dem fast Verborgenen heraus schöpferisch tätig zu sein.

Franz Dannerbauer ist seinen ganz eigenen Weg gegangen, hat sich bei der Wahl der „segregated ways“ entschieden, einmal mehr zu hören im Neuburger Birdland. Der Bassit lebt seit Jahr und Tag in Oberbayern abseits der Metropolen des Jazz. An solch abgelegenem Ort fern des Business entstehen Kompositionen, die wesentlich mehr Beachtung verdienten, als sie dem so eigensinnigen wie konsequenten Querkopf Dannerbauer zuteil wird.

Stilistisch inspiriert vom Jazz der 50er und 60er sowie dem großen Vorbild Charles Mingus bringt der bayerische Jazzbassist in umfassenden Werken die conditio humana zu musikalischer Sprache. „Das Stück handelt von der Beziehung zwischen Mann und Frau, vom Anfang bis zum bitteren Ende“, so lautet eine beispielhafte Ansage.

Dannerbauer verarbeitet eigene Erlebnisse, erzählt mit den Mitteln der Musik autobiografische Geschichten vom auf und ab des Lebens, komplex und griffig zugleich. Themen, Motive, Rhythmen und Klangfarben wechseln in reichem, organischem, narrativem Fluss. Beeindruckend sind Vielfalt und Tiefe.

Immer wieder geben die verschachtelten Strukturen Räume frei in denen die Musiker sich improvisierend tummeln können. Als da waren an diesem Abend im Neuburger Jazzclub: Claus Raible, im Birdland wohlbekannter Virtuose und treuer pianistischer Kamerad des Leaders, Karl Lehermann an prägnanter Trompete, Lukas Jochner an behänder Posaune, Maximilian Braun an geschmeidigem Tenorsaxophon und Rudolf Roth, Gefährte der ersten Stunde, an markanten Drums.

Franz Dannerbauer selbst hält sich solistisch wie optisch im Hintergrund, lenkt und leitet dennoch das Geschehen auf der Bühne mit unverkennbarer Präsenz. Wahre Individualität und künstlerische Freiheit gedeihen vielleicht doch da am besten, wo nicht immer alle hinschauen. Zuweilen auch in der, doch nur scheinbaren, Idylle der Provinz … aber doch noch vor den Bergen.