Natürlich liegt es in erster Linie an diesem typischen weichen Klang des Vibraphons, dass das Publikum an diesem rundum stimmigen Abend im Neuburger Birdland-Jazzclub Modern Jazz genießen kann, der sozusagen wie auf Samtpfoten daherkommt. Da gibt es keine schrillen Töne, keine aggressive Herangehensweise. Stattdessen lyrische Schwingungen, wie auf Federn gebettete Melodien, luftig groovende Rhythmen. Dass Vibes, Vibraphon und Vibrationen auch sprachlich so nahe beieinander stehen, kann kein Zufall sein.
Jorge Rossy ist eigentlich gelernter Schlagzeuger, wendet sich aber immer wieder gerne den Metallplatten und Röhren zu, und hat in Mark Turner (Tenorsaxofon), Peter Bernstein (Gitarre), dem Altmeister Al Foster am Schlagzeug und Doug Weiss am Kontrabass die ideale Mannschaft gefunden, um in einem Klangbild, das stellenweise dem der Bands von Terry Gibbs nicht unähnlich ist, seine eigenen, aber auch die Kompositionen seiner Kollegen vorzustellen. Rossys Stay There und Fosters Pauletta sind wunderbare Lovesongs, die im Sound dieser Band natürlich hervorragend zur Geltung kommen. Die lyrischen Momente von Portrait, die fast schon kammermusikalische Attitüde von The Newcomer, schließlich die an Billy Strayhorns Daydream ausgerichtete, einst von Joe Henderson in Joes Dream umbenannte und nun von Rossy und seinem Team erneut umgedeutete, kraftvolle und doch so elastische Nummer gleichen Titels das Quintet verbindet stets Herzblut mit Sophistication auf höchst angenehme Weise.
Jedes Stück atmet, zeichnet sich durch Transparenz aus. Das gilt das episch breite Marks Mood ebenso wie für das straighte Mmmm Yeah. Jede noch so kleine Nuance ist genau platziert, auskomponierte Teile und eingebettete Soli ergänzen sich immer wieder zu kleinen aber feinen akustischen Kunstwerken, so zum Beispiel gleich zu Beginn Who Knows About Tomorrow, dessen Thema sich erst allmählich aus dem Intro herausschält und im weiteren Verlauf wunderschön von der Band und den Solisten mit Girlanden verziert wird.
Das Jorge Rossy Vibe Quintet muss nichts beweisen, weder die technische Brillanz der Akteure noch deren Qualitäten als Schöpfer ausufernder Soli. Nein, in erster Linie geht es hier um den die spürbare Stimmigkeit, den gemeinsamen musikalischen Strang, an dem alle Beteiligten ziehen. Womit sie natürlich letztendlich doch etwas beweisen, nämlich die Bedeutung der Vibes, ohne die Musik seelenlos bliebe, die ein Konzert aber dann zu einem ganz besonderen Ereignis werden lassen, wenn sie wie in diesem Fall auch noch auf das Publikum überspringen.