Jochen Rückert Quartet | 08.04.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Musik, die sich zuweilen schwer tut mit der Akzeptanz. Stilistisch sitzt Jochen Rückert irgendwie zwischen den Stühlen. Ein ganzes Stück weit geht er über den modernen Mainstream hinaus ohne freilich den Sprung in die freie Avantgarde zu tun. Relativ stark ausnotiert ist die Musik auf der einen Seite, von bezwingenden Improvisationen seiner Partner getragen auf der anderen.

Auf dem Schlagzeughocker allerdings sitzt der im westfälischen Düren geborene Wahl-New Yorker felsenfest und bombensicher. Im Neuburger Birdland wartete er als souveräner Leader eines erlesenen Quartetts auf.

Mark Turner ist unter Insidern einer der höchst gehandelten Tenorsaxophonisten der Gegenwart. Der vielgefragte „musician’s musician“ spielt ungemein überlegte Linien von gelassener Intelligenz und souveräner Eleganz. Mit Vibrato armem, melancholischem Timbre und ruhiger improviatorischer Kraft erinnert er an die ganze Tradition eines coolen Sounds von Lester Young über Lee Konitz und Wayne Marsh bis heute. Nichts wird hier überstürzt, aber alles zum Ausdruck gebracht.

Als idealer Partner erweist sich Mike Moreno. Der aus Houston, Texas, stammende, vielgereiste Gitarrist bevorzugt einen impressionistisch wirkenden, offenen Klang auf den Spuren Pat Methenys und Bill Frisells. In hoher Eigenständigkeit freilich reichert er seine Improvisationen an durch ein hohes Maß an unberechenbaren, überraschenden Wendungen. Morenos heller Gitarre korrespondiert der warme, sonore Klang von Orlando Leflemmings Bassspiel.

Enorme Vielseitigkeit und hellwache Sensibilität sind die Markenzeichen des Schlagzeugers Jochen Rückert. Der ist auch verantwortlich für die komplexen Kompositionen „mit den vielen schlimmen Noten“ (O-Ton Rückert). Impovisierende Musiker lieben solche ja nicht immer, verstehen sie im diesem Fall jedoch auf’s beste zu nutzen. Zuweilen ist der Platz zwischen den Stühlen ja gar nicht so schlecht!