VEIN feat. Glenn Ferris | 06.11.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Mehr und mehr entwickelt sich das Pianotrio zu einer neuen, eigenständigen Kunstform zwischen Jazz, moderner Klassik und Neuer Musik. Improvisation, Kommunikation und Groove bleiben gleichwohl die tragenden Säulen, was auch für das Trio VEIN gilt. Für ihr erfrischendes Konzert im Birdland Jazzclub hatten sich die drei Schweizer noch mit dem Posaunisten Glenn Ferris verstärkt.

Zur Weiterentwicklung der Tradition gehört ein Schritt um Schritt und Kreis um Kreis sich erweiterndes musikalisches Vokabular. Selbst so bekannte Stücke wie „Summertime“, vielleicht der Jazz-Standard schlechthin, erscheint da in einem ganz neuen Licht.

Dabei zeigten die Brüder Michael und Florian Arbenz an Flügel und Schlagzeug gemeinsam mit ihrem Triopartner Thomas Lähns am Bass und eben Glenn Ferris an der Posaune, dass sie nicht allein im „Blue Sound“ zu Hause sind, sondern auch und vor allem in der klar verorteten Moderne eines lupenreinen Hardbop ihre Kreise ziehen, rhythmusbetont, funky, knackig und al dente, auch mal in leichter Schräglage und ein bisschen dirty.

Da entspinnt sich eine groovig rollende Bewegung, die in sehr kompaktem Zusammenspiel den Protagonisten viel Raum zur Entfaltung gibt. Glenn Ferris‘ wuchtige, wendige Posaune erquickt das Ohr mit herrlich prägnant knatterndem Sound, der, so in Billy Strayhorns Ballade „Lotus Blossom“, unmittelbar umschlagen kann in gehauchte Glissandi und empfindsame Innigkeit.

Nicht allein das hebt den Abend aus anderen heraus, auch die Tatsache, dass Solist und Trio sich wirklich aufeinander einlassen über die Zweckgemeinschaft hinaus und einen großen gemeinsamen Nenner gefunden haben.

Das Trio VEIN steht für Frische, Phantasie und eine unorthodoxe Annäherung an das Genre, in dem sie sich tummeln auf den „Seven Steps to Heaven“ in starker Artikulation, bewusstem rhythmischen Eigensinn, lebendig sprudelndem Interplay und dem Mut, völlig unverkopfte Neuansätze zu wagen. Das macht Spaß und erfreut mit Tempo, Witz und Würze.