Vana Trio & Brazilian Percusson | 23.01.2009

Neuburger Rundschau | Clara Fiedler
 

Die Definition von Groove – ein leidiges Thema für jeden, der sich in Worten eher ausdrückt, als in Tönen. Fakt ist jedoch, dass ein guter Groove eine Stabilität besitzt, die anzieht, die einen mitreißt und der man nicht entkommen kann. Und was der Wahl-New-Yorker Vana Gierig mit seinem Trio und dem brasilianischen Percussionisten Vinicius Barros am vergangenen Freitag im Birdland ablieferte, ist genau das, was sich nicht mehr beschreiben lässt, sondern nur gefühlt, getanzt, gespielt werden kann.

Ein ganzes Arsenal von Trommeln und anderen Instrumenten hat er mitgebracht, der sympathische Brasilianer Barros mit dem nie verlöschenden Grinsen. Und mit dem Einsatz derselbigen zieht er einen unmittelbar in seinen Bann und zaubert eine intensive brasilianische Sonne an die Kellerdecke, an die bei den Temperaturen der letzten Wochen keiner mehr geglaubt hätte.

„Making Memories“ lautet der Titel der Nummer. Und sie wird nicht nur im Gedächtnis bleiben, denn das Lächeln, das sie auf die Gesichter malt, wird nach diesem Abend keiner der Anwesenden mehr verlernen.

Aber die Formation als eine „Sambaband“ zu beschreiben, würde den Umständen wohl kaum gerecht werden. Denn das Faszinierende ist: Die Musik swingt und groovt gleichzeitig, und das ist nun weiß Gott keine Selbstverständlichkeit. Niemand würde wohl einer Dixieband einen Groove unterstellen. Und genauso könnte man die Leichtigkeit einer Jobim-Komposition in Stücke zerhacken, würde man sie mit einem Swing-Rhythmus hinterlegen.

Vana jedoch schafft es spielend, diese beiden Elemente zu vereinen, und was dabei herauskommt, ist kein kurioses Experiment, sondern eine so explosive Mischung, dass man sie als solche gar nicht mehr erkennt. Es ist, als könne der Swing nicht ohne den Groove und umgekehrt.

Die Nummer endet in tosendem Applaus, über den sich ein Klavierbordun legt. Bassist Sean Conly akzentuiert den ersten Schlag, ohne den Rest der Band in ein Schema zu pressen. Überhaupt agiert jeder für sich, und doch profitieren die Musiker voneinander, ein unglaubliches Beispiel sensibler, reibungsloser Kommunikation ohne Einschränkung der Individualität.

Vana selbst ist kein in sich versunkener, weltverlorener Lyriker, sondern ein offener Rhythmiker, der weder an lebenslustiger Vollgriffigkeit spart, noch an Transparenz einbüßt, ob nun mit dem balladesken „Healing in Foreign Lands“ oder mit einem mitreißenden „New World Disorder“

Ein gestrichener Kontrabass, dessen Tiefen man förmlich spüren kann und eine lyrische Melodie am Klavier eröffnen das zweite Set. Kein Wunsch bleibt offen, da wird gespielt mit dem liebevollen Überraschungsmoment eines Jazzthemas, da findet man sich wieder im subtilen Zwiegespräch mit der Pause, da greift der Pianist selbst zur Trommel und liefert sich ein spannendes Duell mit den Mitmusikern.

Doch auch die atemberaubendste Nummer lässt einem mit lateinamerikanischer Leichtigkeit immer noch Platz zum Luftholen. „Die Zugabe ist noch ohne Titel“, kündigt schließlich Vana das Ende des Abends an. Aber sie braucht keinen. Denn sie ist wie alles, was da heute zu Gehör gebracht wurde, unbeschreiblich.