Marc Copland – Jason Seizer | 24.01.2009

Neuburger Rundschau | Clara Fiedler
 

Sie spielen Parker, Coltrane und Hancock. Sie spielen all diese großen Namen, und das scheinbar nur mit einem einzigen Ziel: Anders zu spielen, als alle anderen. Was auch immer sie anfassen, sie verwandeln es in ein neues Kapitel in der Reihe „Die Kunst des Duospiels“, das, was sich abspielt, spielt sich auf der Bühne ab. Zwischen den beiden Musikern Marc Copland und Jason Seizer, die sich ohne Zweifel bis ins winzigste Detail kennen, ahnen, nein, wissen, was der andere als nächstes tun wird und es in dem Augenblick, in dem es erklingt, in ein eigenes verwandeln und weiterführen.

Und doch sind beide beim Konzert am Samstag im Birdland so in sich selbst versunken und verloren, dass ihre Musik völlig hermetisch wirkt und das Netz, das sie in ihrer Gemeinsamkeit um sich gesponnen haben nur selten bis nie durchdringt.

„Originalität sollte nicht mit oberflächlicher Unterschiedlichkeit verwechselt werden“, so der Pianist Marc Copland selbst, der die breite Palette seines Instruments zweifellos beherrscht: Chromatische Lyrik, Donnergrollen, die Verzweiflung eines Frédéric Chopin, die swingende Rhythmik einer Hancock-Nummer, nichts fehlt, außer Marc Copland. Denn wer den Künstler selbst in dieser Musik sucht, der findet nur eines: stetige Veränderung, die sicher aus dem Augenblick heraus ein Höchstmaß an Kreativität und Innovation erfordert.

Jason Seizer am Tenorsaxofon erweist sich indessen als Meister der Reduktion. Die Linien, die er bläst, sind ruhig, bisweilen melancholisch, manchmal blitzt die Struktur eines bekannten Themas durch. Schon die rhythmische Offenheit der Musik zeugt von der Fähigkeit beider, diese Strukturen völlig zu durchblicken. Aber zu welchem Zweck? „Man kann die Seele baumeln lassen bei der Musik“, so verabschiedete sich ein begeisterter Besucher aus dem Jazzkeller. Ihm hat es gefallen. Er hat sich nach einer Platte der beiden erkundigt und war damit nicht der Einzige.

Dennoch: Was wäre der Blues ohne den Blues? Was wäre eine Musik, und sei sie noch so virtuos, so vielschichtig, so innovativ und genial, ohne eine Gemütslage, sei es nun die der Ausführenden, oder die der Zuhörer.

Im besten Fall stimmt das alles überein, ist identisch. Und vielleicht hätte ein einziges Lächeln auf einem der Gesichter der beiden Musiker den gesamten Abend verändert. Denn dann hätte man als Zuhörer vielleicht verstanden, dass das alles nicht um der Veränderung willen passiert, sondern, weil es einen berührt.