Charles Davis „Captured Moments“ | 30.01.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Schon vor Konzertbeginn ließ ein Blick auf die Bühne erahnen, dass man an diesem Abend im Birdland Jazz Club wohl einige ungewöhnliche Töne hören würde. Denn das Instrumentarium bestand bei Charles Davis „Captured Moments“ neben Gitarre und Bass in erster Linie aus diversen Flöten.
Die bekannteste, die Querflöte, wird im Pop und Jazz ja noch des Öfteren eingesetzt; schon ungewöhnlicher sind da die Alt- und Bassflöte. Gänzlich aus dem Rahmen fällt dabei die Kontrabassflöte, jenes riesige, zwei Meter hohe Instrument, das aussieht wie ein Ofenrohr; und so ungewöhnlich es aussieht, so ungewöhnliche Töne kann man -sprich Charles Davis- diesem Instrument entlocken.

Die verschiedenartigen Flötentöne von Davis stehen natürlich im Vordergrund und tragen wesentlich zum ganz spezifischen Klangbild bei. Daneben setzt aber auch Sven Götz mit seinem einfühlsamen und subtilen Gitarrenspiel immer wieder feine Akzente. Der straight und präzise agierende Bass von Steffen Hollenweger ergänzt das Ensemble zu einer harmonischen Einheit.

Was man an diesem Abend zu hören bekam, waren „eingefangene Momente“ aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen. Dabei pendeln die musikalischen Nomaden zwischen indisch angehauchtem Raga („Only A Raga“), südfranzösicher Musette („Skies Of Provence“), arabischem Swing und Blues („Blues For Saliba“ und „Matar“) sowie an die Musiktradition des Balkan angelehnte Stücke wie „Man On The Roof“ und „Balkan Dance“.
Bei „One More Dance“ handelt es sich um einen Tanz im 11/4tel Takt, der ein bisschen an Jethro Tulls „Bourrée“ erinnert. Und um sozusagen auch noch dem „echten Jazz“ gerecht zu werden, gibt es noch eine wunderschöne Fassung von Miles Davis‘ „Blue In Green“ in Duobesetzung von Gitarre und Bass. Zu guter Lezt kommt im percussiven Solostück „Elefant Steps“ die schon oben erwähnte Kontrabassflöte von Davis zum Einsatz, deren ungewöhnlicher Klang zwischen Querflöte, Bass und Digeridoo angesiedelt ist.

Dieser Abend bot wieder einmal ein wunderschönes Konzert, dass ohne laute Töne auskam; feinfühlig,
fröhlich und doch anspruchsvoll.