Martin Zenker „New Territory“ | 17.01.2009

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vielleicht hätte man es beim „Martin Zenker Quartet“ belassen sollen. Der Bandname „New Territory“ weckt ja doch Erwartungen ans Un-Erhörte, (noch) nicht da gewesene, Neuland, Abenteuer, den Raumschiff-Enterprise-mäßigen Vorstoß in „Galaxien, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“. Zu erleben war solider moderner Jazz in nicht alltäglicher Besetzung mit hohem Improvisationsanteil und – zumal im zweiten Set – ersprießlich anregendem Unterhaltungswert.

Schlagzeug, Bass, Vibraphon und Saxophon, im ersten Set zumeist in mittlerem Tempo gespielte Stücke, im zweiten dann deutlich schwungvoller, Groove, der schwer in den Keller tropft, engagierte Soli auf der Höhe der Zeit von angemessenem Niveau und gutem Geschmack, nicht zuletzt auch bei der einen oder anderen Ballade: Alles schön und gut!

Martin Zenker lässt seinen Bass gründeln, grummeln und grooven. Die Töne liegen mit Gewicht in der Luft: Hier will einer bewusst und selbstbewusst den Stand der Dinge an den Mann bringen, Zwischenbilanz ziehen, zugleich den Blick ins Weite richten „for the years to come“, seine Musik präsentieren, den eigenen Kompositionen Leben geben. Dazu hat sich der ausgezeichnete Münchener Bassist zwei wirklich gute Solisten geholt.

Mit perkussiv betontem Klang spielt Chris Varga das Vibraphon, gibt den Tönen mit viel Pedal Raum zu glockenheller Entfaltung, wieselflink perlend, eloquent, mit harmonischer Finesse und rhythmischem Feingefühl. Schade, dass der Mann mit Wohnsitz Seoul, wo übrigens auch Martin Zenker seine Zelte aufgeschlagen hat, seinen Wirkungskreis im fernen Osten hat und in unseren Breiten kaum zu erleben ist.

Tim Armacost am Tenor- und Sopransaxophon – in der sensiblen Ballade „That’s where I Am“ auch an der Querflöte – bietet desgleichen hohe solistische Klasse. Der New Yorker verfügt über einen griffigen, kompakten und sehr direkten Sound, bläst mit hoher technischer Fertigkeit und musikalischer Erfindungsgabe einfallsreiche Linien in den Keller. Auch Schlagzeuger Rick Hollander, im ersten Set reichlich übermotiviert, überzeugt nach der Pause durch variantenreiche Musikalität.

Alles in Allem: Wirklich schöner Mainstream Jazz in kompaktem Quartettsound, der den Namen aller vier Akteure alle Ehre machte – auch wenn sie sich insgesamt weitgehend in bekannten Gefilden bewegten.