Uri Cane – Thomas Dobler Duo | 17.01.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Diener zweier Herren sein zu wollen oder zu müssen, kann gehörig in die Hose gehen, wie man bei Carlo Goldoni nachlesen kann. In musikalischer Hinsicht muss man die Befürchtung, dass dies geschehen wird, zumindest an diesem Abend im Neuburger Birdland Jazzclub überhaupt nicht haben. Obwohl Uri Caine, Pianist aus Philadelphia, Pennsylvania, und Thomas Dobler, Vibraphonist aus der Westschweiz, im Grunde zwei Lagern gleichzeitig zuzurechnen sind, der Klassik und dem Jazz. Aber was bedeuten schon Schubladen? Zur groben Orientierung sind sie nützlich, aber wirklich interessant werden sie oftmals erst, wenn sie aufgebrochen werden.

Wie auch immer, beide haben sich in beiden Bereichen hervorgetan, Caine mit Werkbearbeitungen von Mahler, Mozart, Bach und Wagner, Dobler durch seine Zusammenarbeit mit Mariss Jansons, Georg Solti und David Zinman. Und doch sind sie auch mit ganzem Herzen Jazzer, wie etwa Dobler erst 2021 eindrucksvoll bewiesen hat, als er mit seinem New Baroque Trio im Birdland zu Gast war. Man kann sie beide in großen wie in kleinen Formaten antreffen, am intensivsten aber begegnet man ihnen vermutlich wie an diesem Abend als Duo, wenn sie mit eigenen Kompositionen sowie Ellington’s „Caravan“, Gershwin’s „Soon“ und „Love Is Here To Stay“ die Essenz aus ihren Vorlagen herausarbeiten und dafür sorgen, dass möglichst wenig überflüssiges Beiwerk Stücke wie Caine’s „Mr. B.C.“ oder Dobler’s „It’s In Your Head“ beeinträchtigen.

Im Jazz ist nichts unmöglich, auch nicht die Kombination Klavier/Vibraphon, aber sie kommt doch eher selten vor. Nicht so allerdings im Birdland. Im November noch bewiesen Sylvie Courvoisier und Patricia Brennan im Rahmen des Birdland Radio Jazz Festivals, dass man in dieser Besetzung auf wunderbare Weise in neue Territorien vorstoßen kann, diesmal wird deutlich, dass sich der Doppelklang von Instrumenten mit ähnlicher Tastatur auch bestens für die gebundene, also weitgehend ausnotierte Form eignet, sofern man sich auf ein geeignetes Konzept verständigt. Das sieht bei Caine und Dobler so aus, dass eines der beiden Harmonieinstrumente die Begleitfiguren liefert und das andere die Sache melodisch und solistisch vorantreibt. Wobei die Rollen natürlich ständig wechseln, die Aufgabenbereiche sich auch mal verzahnen, klassische Motive und Kürzel plötzlich in einer Jazzpassage auftauchen und umgekehrt.

Ob sich das jeweilige Stück nun „Bach-inski“ oder „Othello“ nennt und sich damit auf Guiseppe Verdi beruft oder ob es „To Arms“ oder „Fidget With The Truth“ heißt und nach Blues riecht, was einiges über die ursprüngliche Motivation des Komponisten aussagt, ist dabei eigentlich unerheblich. Jedes einzelne Stück wird technisch grandios und mit Herzblut umgesetzt und alles ist möglich zwischen Bach und Boogie, wenn die beiden die elfenbeinernen Tasten bzw. die metallenen Platten bearbeiten und damit nicht nur hinreißende Musik erzeugen, sondern auch diesen einzigartigen Klang. Die Reaktion des Publikums ist dementsprechend. Unter heftigem Beifall und erst nach zwei Zugaben werden Caine und Dobler von der Bühne entlassen.