So kann das Konzertjahr 2025 im Audi Forum gerne beginnen: Ein ausverkaufter Saal, eine tolle Combo wie die Dutch Swing College Band – wahrscheinlich mit 80 Jahren die älteste Jazz-Formation weltweit und in ihrer unnachahmlichen Spielweise jugendlich frisch wie eh und je.
Gerade einmal sechs Musiker zählt das Ensemble, jedes Instrument ist solistisch besetzt, und das in einer Qualität, die nur schwer zu übertreffen ist. Manchmal meint man, eine volle Bigband mit ihrem betörenden Swing-Sound zu hören. Noch öfter besticht diese Gruppe mit einer feinen, kammermusikalischen Eleganz, mit einer schier endlosen Folge von immer neuen Klangfarben. Die musikalische Struktur ist absolut durchsichtig, jeder Ton jedes Einzelnen kommt so zur Geltung.
Die Klänge, die etwa in der Interpretation von All-time-Jazz-Schlagern wie „Bel ami“, „Bei mir bist du schön..“. „Oh when the saints“ über die Rampe kommen, sind hinreißend. Die bekannten Motive der Titelmelodien blitzen immer wieder kurz auf, zunächst so, wie sie jeder kennt, dann in Modulationen und Verfremdungen der raffiniertesten Art. Es ist purer Genuss, als Zuhörer nachzuvollziehen, was man aus dem Grundrhythmus und aus den eher einfachen Harmonien dieser alten Schlager alles machen kann.
Das geht nur, wenn wirkliche Könner am Werk sind. Nicht nur, was die technische Perfektion angeht – entscheidend ist das Selbstbewusstsein, mit dem musikalischen „Material“ frei zu spielen, auch mit Augenzwinkern und zur gelegentlichen Überraschung des Mitstreiters. Wie das funktioniert, zeigen zum Beispiel der Posaunist Keesjan Hoogeboom, der Klarinettist und Saxofonist David Lukas und der Trompeter Bert Boeren immer. Wenn einer von ihnen an den nächsten weitergibt, wirkt das fast wie eine Aufforderung zum Tanz, die man unmöglich nur halbherzig annehmen kann.
Die drei Vollblutjazzer an den Melodie-Instrumenten, manchmal auch im Quartett mit Peter Kanters am Banjo, scheinen sich an diesem Abend in musikalischer Noblesse übertrumpfen zu wollen. Posaune und Trompete erklingen mit diversen Dämpfern immer wieder in weichen, leisen Klangfarben, fast so facettenreich wie eine warmer Bariton oder ein intensiver Mezzosopran. Und ein paar Takte später sind helle, strahlende Klänge der Blechbläser zu vernehmen, die aber nie metallisch scharf oder klirrend daherkommen, auch nicht in sehr luftigen Tonhöhen.
Und alle achten jederzeit auf die feine, sensibel agierende Rhythmusgruppe aus Adrie Braat am Kontrabass und Frits Landesbergen am Schlagzeug. Dass der Mann am Schlagzeug noch ein phänomenales, mit allen Wassern gewaschenes Solo hinlegt, ist ein Highlight des Konzerts. Landesbergen spielt es mit Herzblut, nicht nur, weil das Stück zwei Jazzfreunden gewidmet ist, die beim großen Feuer in Los Angeles alles verloren haben.
Ein starker Start in die Saison 2025 im Audi Forum. So darf, so soll es weitergehen.