Upper Austrian Jazz Orchestra | 13.02.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Er gilt als einer des besten Bigband-Leader und –Arrangeure, die der Planet zu bieten hat, ein Meister der Atmosphäre, Magier der Farben, sanfter Spannung und swingender Jazz-Symphonik. Michael Gibbs, Grandseigneur der Szene, gab sich nach seinem grandiosen Glenn Miller Tribut 2007 erneut die Ehre im einmal mehr restlos ausverkauften Audi Forum Ingolstadt und ließ das Upper Austrian Jazz Orchestra förmlich erstrahlen. Wie ein funkelnder akustischer Sonnenaufgang mutete da so mancher Satz an, vor dessen breit ausgefächerten Klangfarben versierte Solisten flirrende Bögen zogen.

Unter dem Motto „Swing & All That Jazz“ vereinte ein Konzert der Extraklasse Tradition und Moderne in faszinierender Lesart: Wo je wäre „In The Mood“ oder so aufregend neu zu hören gewesen? Das klassische Repertoire der Swing-Ära wurde in schillerndem Klanggewand in die Gegenwart übersetzt, stand in überaus ersprießlichem Dialog mit heutigen Sounds. Die ließen nichts von dem aus, was Bigband-Jazz so attraktiv macht: Pralle Tutti, klasse Soli, die sich förmlich in den Sound der Band schmiegten, Groove, Farben, samtiger Blues, das Spiel mit der Zeit, mit dem gesamten Spektrum des individuellen Klangs der Instrumente und der schier magischen Vielfalt der Möglichkeiten. Stilübergreifend brachten Michael Gibbs und das Upper Austrian Jazz Orchestra ein so abwechslungsreiches wie schlüssiges Programm auf die Bühne des museum mobile. Da fand sich Harold Arlens 33er Broadway Hit „It’s Only a Papermoon“ ebenso erquicklich swingend wie in aller harmonischen Raffinesse Bronislau Kapers knisternder Cool-Jazz-Klassiker „Invitation“ aus 1953, Billy Strayhorns „Star Crossed Lovers“ ebenso wie Gil Evans „La Vegas Tango“ oder Charles Mingus „Better Git It in Your Soul“.

Ausgangspunkt des Bandsounds war immer wieder der zur Perfektion gesteigerte Ansatz Duke Ellingtons, die Individualität der Musiker zur Einheit einer Band zusammen zu schmieden, gerade indem jeder seine ganze musikalische Persönlichkeit in die Waagschale wirft. An solchen mangelte es nicht in der mit neunzehn Mann und Sängerin Ali Gagl optimal besetzten Band. Umso faszinierender, zu welch symphonischer Klasse dieses Jazzkonzert sich fand.