Al Foster Quintet | 09.02.2014

Neuburger Rundschau | Stephanie Knauer
 

Miles Davis war stiller Pate des Gipfeltreffens im Neuburger Birdland am Sonntag. Trompeter Wallace Roney, Kontrabassist Doug Weiss und vor allem Schlagzeuger „Al“ Forster hatten schon mit Davis musiziert und das war zu hören. Tenorsaxofonist Jimmy Greene und Pianist Adam Birnbaum entstammen dagegen einer anderen Jazz-Generation und das war auch zu hören. Trotzdem fanden sich die Fünf zum richtigen Quintett zusammen – durch Absprachen, Aufmerksamkeit und Konzentration, schnelles Reagieren, Offenheit für die Tonsprache und Eingebungen der Gesprächspartner, langer Atem und improvisatorischen Fluss, stilistische und musikalische Bandbreite: Die Mittel zum gemeinsamen Musizieren waren die gebräuchlichen im Jazz, das Ergebnis – wenn auch manchmal eigen – große Klasse. Dreizehn Jahre spielte „Al“ Forster in den Bands von Davis, „einer, der sich in jedem Tempo, in jeder Lautstärke auf Anhieb zurechtfindet“,zitiert die Jazzclub-Homepage die Jazz-Ikone. An diesem Abend allerdings war Forsters Schlag und Beckenrauch zwar genialisch, aber manchmal zu kräftig. Der 71-jähirge ist ein vitaler Musiker an der Drum-Station, vielseitig und facettenreich zwar, filigrane Percussion-Klangzaubereien gibt es bei ihm nicht. Wie ein Simultan-Dolmetsch greift er musikalische Einfälle auf und gibt sie wieder, entwickelt in einer Nummer Rhythmus-Genesen vom Waltz und Bossa bis zum Bop und Hardbop als Lieblingsstil, ahnt mit verblüffender Intuition den Solo-Verlauf voraus. Was Forster beisteuert, ist präsent und vielleicht kantig, ist sicher ein schlummerndes Potential des Gespielten, aber passt und bringt voran. Auf seiner Wellenlänge lag Wallace Roney, mit seiner Trompete wie aus einem Guss, der angeschlagen wirkte, aber nicht klang: Ausgehend von rotzig-geradlinigen Einzeltönen explodierte er, von Forester befeuert, zum Skalen-Flirren über entlegene Harmonien. Hier hörte Adam Birnbaum auf einzuwerfen, beizusteuern, bis Roney undForster die Landung anpeilten. Der exzellente junge Pianist und der statt Dayna Stephens Tenorsax spielende Jimmy Greene spielten weicher, melodiös orientiert. Fast zu leise klang manchmal der weich gestimmte Bechstein-Flügel, dabei war Birnbaums Spiel sehr hörenswert, weit gespannt wie das seiner Kollegen von Akkordschichten à la Debussy bis zum virtuos Vollgriffigen und Funk-Groove in Cantaloop. Auch Greene begeisterte, mit seinem schönen, sehr variablen Ton, mit seiner Meisterschaft, die stets Kantabilität beibehaltenden Improvisationen. Doug Weiss stand mittig, zupfte ebenso ausdrucksstark, klangschön und sicher wie locker-rasant, ebenfalls Meister seines Fachs. Das Konzert hielt, was der Künstler-Ruf versprach.