Cristina Braga Trio | 14.02.2014

Neuburger Rundschau | Stephanie Knauer
 

Jeder Widerstand war zwecklos. Dem sanften Charme lateinamerikanischer Musik konnte und wollte man sich nicht entziehen. Zum Hörerglück dazu kamen noch die bezaubernde Harfe und eine betörend samtene Frauenstimme: Das Wiederhören der Harfenistin Cristina Braga aus Brasilien anlässlich ihrer jüngsten Scheibe „Samba, Jazz and Love“ im Neuburger Jazzclub Birdland brachte Poesie, Meer und exotische Farben ins Spiel. Eine deutliche Brise Weltmusik hielt am Freitagabend außerdem Einzug im Apothekenkeller. Es war nicht so sehr Jazz, was Braga darreichte. Ihre Latin-Nummern aus Standards, Eigenem und Folklore sind weitgehend durcharrangierte Songs und Instrumentals, die Improvisationen, die mit Walking Bass und harmonischer Kühne in die Jazzwelt weisen, sind von bemessener Länge, dazu mit Pop bis rockig und reichlich mit Elementen der „E-Musik“ versetzt: Ihre klassische Herkunft verriet Cristina Braga nicht nur im Debussy-Zitat. Ihre Harfe machte den besonderen Abend aus. Weicher, ätherischer, dynamischer als das Klavier und nicht so direkt im Anschlag, im Barock oftmals auch anstatt des Tastenverwandten verwendet und eher bekannt für klassische Arpeggien-Wellen und Perlen-Pizzicati, ist sie im Jazz ein seltenes Exemplar. Bei Braga wurde es auch Percussion-Instrument etwa im Unisono mit Bassdrum, wurden die Glissando kräftige Zäsur oder starke Rahmung und klang es zusammen mit Ricardo Medeiros´ Ibanez-Bass erstaunlich „gitarrig“. Zum Samba und Co. passen ihre klangliche Verschleierung, die Farn-haft spritzigen Akkordbrechungen, die begleitenden Einwürfe wunderbar, ebenso Bragas unangestrengt hauchig-weiche, erzählerisch geradlinige, bald auftauende Stimme. Beide könnten sich gerne alleine hören lassen. Die Verstärkung mit Drumstation und Bass zum Trio brachte die Rollenverteilung und das Stilswitchen mit sich, obwohl die E-Version statt akustischer oder Kontrabass Geschmackssache ist. Ricardo Medeiros las seiner Frau die musikalischen Wünsche von den Augen ab und solierte auch zu außer-brasilianischem Swing. Drummer Claudio Wilner ging ebenfalls wunderbar mit, die authentisch asymmetrisch-schmeichelnden Rhythmen animierten zum Hüftenschwenken und Claudio Wilners feurige Tambourineinlagen, die beide Männer hinreißend mitgroovten, brachte das Publikum zum Jubeln. Die Nummern waren ein Hörgenuss, rund und gelungenen, gespielt wurden sie mit Spielfreude, Farbenvielfalt und Können, die Besucher waren begeistert.