Uli Beckerhoff Quartett | 09.02.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ungestüm ist das Vorrecht der Jugend. Der Trompeter und Flügelhornist Uli Beckerhoff, jahrelang Professor an der Folkwang Hochschule in Essen und grad mal siebzig Jahre alt, hat ein paar seiner Ex-Studenten um sich versammelt um den „Heroes“ zu huldigen. Dabei vermeldete der Wetterbericht, italienisch „Meteo“ – in Anspielung auf „Weather Report“, die Fusion Supergroup der 70er – erst mal reichlich frischen Wind. Der wehte denn auch recht kräftig in den Neuburger Jazzclub. Die Generationen übergreifende Inspiration war von Beginn an mit Händen zu greifen und zog sich durch den ganzen Abend. Im „Unseen Movie“, der mühsam erarbeiteten Filmmusik zu einem Streifen, der schließlich doch nicht erschien, reduzierte sich das Tempo ein Stück und gab der Melodiosität Raum, für die Beckerhoffs warmer, glänzend schimmernder Ton wie geschaffen ist. Das sizilianische „Capo d’Orlando“ schließlich scheint der ideale Ort, die Seele baumeln zu lassen an leicht und wie im Hauch bewegtem Meer.
Beckerhoff zeigte sich bei seinem zweiten Auftritt im Birdland als Meister der Ausdruckskraft, der Vielseitigkeit, der klaren musikalischen Sprache. Die Liste der Heroes war umfangreich und variabel, zusammengehalten von der suggestiven Klangkraft von Beckerhoffs Flügelhorn: Antonio Carlos Jobim kam darin vor, John Coltrane, Jimi Hendrix, die Helden des Bebop und des Jazzrock.
Immer wieder überließ der Meister den Jüngeren das Feld, verließ dazu ab und an sogar die Bühne, gewährte Eigenständigkeit und Freiheit, welche die Youngster auch weidlich nutzten. Richard Brenner, der den Flügel behände Läufe entlockte, Moritz Götzen mit präsentem Bass, Niklas Walter mit markantem Schlagzeug und Tim Bücher mit abwechslungsreichem, vielseitigem Gitarrenspiel bereicherten in eigenständiger Souveränität den Abend mit unverblümter, unbefangener, unverstellter Spiellust. Auf hohem Niveau freilich, in abgeklärt punktgenauer Bindung zum Zentrum ihrer überaus konzentrierten Interaktion. Absolut spürbar waren immer auch die musikalischen Bande, die sie mit dem vierzig Jahre älteren Beckerhoff verknüpften in beflügeltem Dialog. Wohl dem Lehrer, dessen Schüler dem Altvorderen nicht nur auf Augenhöhe zu begegnen vermögen, sondern seine Impulse in respektvoll autarker Weiterentwicklung in die Zukunft tragen.