Lisbeth Quartett | 10.02.2018

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

In der Ruhe liegt die Kraft. Klang und Tiefe, Farbe und Versenkung, Leichtigkeit und Bewegung: Das Lisbeth Quartett zelebrierte im Neuburger Birdland die Macht der leisen Töne. In bezwingender, sirenartiger Dichte beschwor das junge Quartett um Charlotte „Lisbeth“ Greve alle guten Geister jazziger Kammermusik. In zarter, filigraner Eindrücklichkeit spielte die Band Musik von betörender Intensität und inniger Vitalität. Facettenreichtum, Lebendigkeit und natürliche Gelassenheit kennzeichneten das makellos ineinander greifende Zusammenspiel der Vier, allesamt und je für sich überragende Instrumentalisten, in geradezu blindem Verständnis für das Ganze, völlig ohne auch nur den geringsten Hauch irgendwelcher Egotrips oder Selbstdarstellung.

Nachwuchs? Das ist schon deutlich mehr. Die gerade 30 Jahre alt gewordene Altsaxophonistin, Flötistin und Komponistin Charlotte Greve kann, obwohl inzwischen nach New York übersiedelt, als eine der tragenden Hoffnungen des deutschen Jazz gesehen werden. Sie verfügt über einen so eigenständig charakeristischen, individuellen Sound, dass Vergleiche kaum möglich sind, sensitiv, warm, luftig und zart, gleichwohl bestimmt, gültig und von unwiderstehlicher Stärke. Die Kompositionen sind nachvollziehbar, komplex und leicht zugleich, die Melodielinien von beeindruckender Durchdachtheit, Reife, innerer Logik und Konsequenz, mit einem kräftigen Touch klassischer europäischer Musiktadition, immer offn für Impulse spontaner Fantasie und Kreativität. Romantische Lyrizismen wechseln im unentwegt beweglichen Schlagzeug-Groove von Moritz Baumgärtner unmittelbar zu quirlig urbanem Tempo. Impressionen voller Ruhe, Raum, Klarheit und Tranzparenz führen immer wieder zu kleinen feinen Wirbeln geradezu hypnotischer Energie, denen Manuel Schmiedel am Flügel und Marc Muellbauer am Bass pastellfarbene Tupfer und kräftige Grundierung beifügen. Das alles ohne Hektik und Kraftmeierei, in aller Ruhe, mit umso stärkerer Sogkraft.