Cristina Braga Trio | 17.02.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Besetzung ist ungewöhnlich. Kontrabass und Schlagzeug stehen auf der Bühne des  Birdland-Jazzclubs. Und dann noch eine Harfe. Dieses ansonsten eher selten bis gar nicht im Umfeld des Jazz zu erlebende Instrument gehört Cristina Braga aus Rio de Janeiro, dem „Girl From Ipanema“ sozusagen, das den gleichnamigen Klassiker von Stan Getz und Astrud Gilberto denn auch im Repertoire hat, allerdings erst als zweite Zugabe.

Bevor es so weit ist, darf das Publikum im ausverkauften Club freilich erst einmal Bossa Nova und Samba genießen, bekannte Stücke wie Antonio Carlos Jobims „Desafinado“, Baden Powells „Samba Triste“ oder den „One Note Samba“, aber auch ansonsten wenig zu hörende Vertonungen und Adaptionen aus der umfangreichen Latin-Literatur. Das Ganze hat überhaupt nichts zu tun mit der aufdringlichen, ja, oftmals geradezu lästigen „Carneval in Rio“-Variante lateinamerikanischer Musik, umso mehr stattdessen mit tiefem Verständnis brasilianischer Lyrik, mit der Kunst der geschmackvollen und subtilen Vertonung derselben, mit Anmut und Ästhetik.

Der weiche Sound des von Ricardo Medeiros bedienten Kontrabasses, das subtile Drumming von Flo Pfeifer, der sich ausschließlich auf die Besenarbeit konzentriert, dazu die Harfe, die die Rolle von Klavier, Gitarre oder auch gelegentlich des Keyboards übernimmt und doch den ihr eigenen Sound nie verleugnet – das alles ergibt ein wunderbar tragfähiges, aber eben auch samtenes Klangbild, das an diesem speziellen Abend so herrlich passt zum eben gefallenen Neuschnee draußen vor der Tür, der alles Laute und Schrille abdämpft und damit den Blick aufs Wesentliche erleichtert.

Was Cristina Braga macht, ist Weltmusik, Jazz, Pop und Ethno gleichermaßen, nichts aber ausschließlich. Ihre Stücke wirken ab und zu fast zerbrechlich, an anderer Stelle folgen sie bodenständigen Grooves. Müsste man ihre Musik malen, nähme man zweifelsohne Aquarellfarben. Wenn sie in „Chovendo na roseira“ über den Regen singt, der auf Rosen fällt, dann ist das nicht esoterisches Getue, sondern erzeugt tatsächlich Bilder in den Köpfen ihrer Zuhörer, und zwar ausnahmslos Bilder, die einem guttun. Dass ihre warme und sanfte Stimme ganz hervorragend in diese von den Instrumenten erzeugten Klangwelten passt, macht die Sache absolut rund.

Und an manchen Stellen stellt sich fast eine Art von Magie ein, hervorgerufen nicht durch Lautstärke, technische Höchstleistungen oder abenteuerliche kompositorische Verrenkungen, sondern vor allem durch Cristina Bragas Talent, vermittels Ausstrahlung, Geschmack und überlegten Umgang mit klanglichen Finessen diese Musik, die in dieser Form ihre ganz eigene ist, überzeugend zu spielen – und dann einfach nur wirken zu lassen.