Ulf Wakenius & AMC Trio | 26.02.2010

Donaukurier | Bruno Turchet
 

Der mittlerweile mit Jazzpreisen überhäufte Ulf Wakenius gastierte zusammen mit dem AMC-Trio am vergangenen Freitagabend im Gewölbekeller des Neuburger Jazztempels Birdland. Das Publikum kam, hörte und staunte. Amerikanisches muss nicht immer aus Amerika kommen. Analoges gilt auch für guten Jazz. Weite Landschaften und einsame Straßen sowie gute Jazzgitarristen gibt es auch in Schweden. Letzteres trifft auf den 50-jährigen, aus Halmstad bei Göteborg stammenden Ulf Wakenius zu. Seit knapp fünf Jahren sorgen seine Solo- und Bandprojekte europaweit immer wieder für Schlagzeilen und begeistern das Publikum. Wakenius neuestes Projekt nennt sich das slowakische AMC-Trio mit Peter Adamkovi (Piano), Martin Marincak (Bass) und Stano Cvanciger am Schlagzeug. Wakenius darf mit Fug und Recht zu den kreativsten und originellsten Jazzgitarristen der Gegenwart gerechnet werden. Obwohl er sich von Jazzgitarristen wie Pat Metheny und Lee Ritenour inspirieren ließ, entwickelte er in den vergangenen zehn Jahren eine unverwechselbare musikalische Handschrift, die nicht nur durch ihre Virtuosität, sondern auch durch den Ideenreichtum der Kompositionen sowie die klanglichen und perkussiven Elemente fasziniert. Sein Spiel überzeugt mit Sensibilität, explosiver Kraft sowie einem immer wieder überraschenden Spielwitz. Er ist der Paganini der Jazzgitarre oder im Grunde genommen gar kein Gitarrist, sondern die Jazz-Gitarre in Person! In Titeln wie „Because Of Your Sad Eyes“, „Please Don’t Explain“ werden meditative und weitflächige Episoden von raffinierten, verschachtelten Grooves abgelöst. Daraus entstehen komplexe und doch sehr eingängige Sounds. Seien es swingende Standards, funkige Beats oder traumhaft anmutige Balladen – Wakenius und das AMC-Trio bestachen durch stilistische Beweglichkeit und eine intelligente, fesselnde Spielweise. Kompositionen aus Wakenius oder Oscar Petersons Federn wurden vom AMC-Trio stilsicher, mit viel Flair und Leidenschaft interpretiert. Die Klangvielfalt der Instrumente erwies sich als zusätzliche Bereicherung. Das relativ unbekannte ostslowakische AMC-Trio war die eigentliche Überraschung. Nicht modischer Firlefanz war für die Lebendigkeit dieses speziellen Jazzgenres ausschlaggebend, sondern vielmehr die Bereitschaft der Musiker, sich in den Dienst eines interaktiven „Work in progress“ zu stellen. Ein in musikalischer Hinsicht abwechslungsreicher und spannender Abend.