Joe Kienemann Swing Trio | 19.02.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Fein gewiegter Swing von dezenter, eleganter Extraklasse: Wer Joe Kienemann, Helmut Nieberle und Sava Medan kennt, wusste, was zu erwarten war, gehören sie doch schon fast zum musikalischen Inventar des Neuburger Birdland. Das Schöne daran: Die Drei streicheln die alten Schlachtrösser des Swing mit so unwiderstehlich liebevoller Sorgfalt und raffinierter Unberechenbarkeit im Detail, dass sie aus einem traditionell verwurzelten Jazzabend ein herzbewegendes Erlebnis erwecken – und das in „Bayerns schönstem und edelstem Jazzclub“, wie es aus Kienemanns wahrlich berufenem Munde zu vernehmen war.

Ein kleiner Fats Waller Block zu Beginn zeigt die Liebe zum Swing der frühen Jahre, in eigener Auffassung freilich. Die „Honeysuckle Rose“ verströmt lieblich zarten Duft im Keller, der „Jitterbug Waltz“ schwebt federleicht und träumerisch übers Parkett und der „C Jam Blues“ wandelt sich augenzwinkernd zu „C Jam News“. „Alone Together“ bietet ein gestrichenes Solofeature für Sava Medans Kontrabass, dessen behände Beweglichkeit sich auch im weiteren Verlauf immer wieder solistisch bewährt. Pete Seeger’s Friedenshymne „Where Have All The Flowers Gone“ kommt ins Grübeln über Sinn und Unsinn von Krieg und Gewalt. Drei einträchtige, friedfertige Musiker haben sich hier in ruhiger Bestimmtheit zusammengetan. Auf leisen Sohlen kommt Helmut Nieberles Katze „Augustina“ in den Club geschlichen, samtpfotig in fließend weicher Anmut.

Nieberles Gitarre perlt wie eh und je, elegant, abgeklärt, zurückhaltend und doch unverkennbar präsent, immer mit einem leisen Hauch ironischer Distanz, welche die beeindruckende Virtuosität und hingebungsvolle Ausdrucksvielfalt der siebensaitigen Gitarre an eine sympathisch bescheidene Persönlichkeit bindet.

Joe Kienemann seinerseits erweist sich als Pianist von beredter Fantasie, subtiler Nuancierung, graziöser Finesse und melodiebewusster Verbindlichkeit beim Django-Special mit „Crazy Rhythm“, dem Bebop-insprierten „Dis is Dizzy’s“ und nicht zuletzt mit der charmanten, sommerlich durchglühten „Siciliette“, deren mediterranes Licht Wärme in jede noch so kalte Februarnacht zu strahlen vermag.