Tscha Limberger Trio & Mozes Rosenberg | 03.05.2019

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Die Fußstapfen sind riesig. Kaum eine Form des Jazz ist derart traditionsbewusst wie der Gypsy-Swing. Alles steht unter den großen Vorzeichen des stilbildenden Quintette du Hot Club de France und dessen beiden Jahrhundertmusikern Django Reinhardt und Stéphane Grappelli. Dem Anspruch dieses Erbes gerecht zu werden und gleichzeitig musikalische Eigenständigkeit zu entwickeln ist die große Herausforderung für alle Gypsy-Musiker, die sich in der Szene tummeln.

Tcha Limberger ist einer der ganz großen von ihnen. Seine Geige klingt anders als die des Übervaters, schärfer, kantiger, griffiger, sie lässt dennoch an ihrer Authentizität nicht den Hauch eines Zweifels. Der belgische Multiinstrumentalist – er spielt auch ausgezeichnet Gitarre und Klarinette – zeigte sich im Birdland Jazzclub an der Geige als mit allen Wassern gewaschener Ausnahmekünstler. Inklusive eines klassischen Kompositionsstudiums und weitgereister Erfahrung mit vielen Musiken der Welt verfügt Limberger, der in jungen Jahren sein Augenlicht verlor, über ein immenses Repertoire an Möglichkeiten, die er in seinem Neuburger Konzert ganz in den Dienst des Jazz Manouche stellte.

Den kongenialen Gitarrenpart dazu gab niemand geringerer als Mozes Rosenberg, der jüngste Bruder von Stochelo Rosenberg, der erst vor wenigen Monaten mit seinem Trio in Neuburg gefeiert wurde. Mit süffig flüssigen Läufen übers Griffbrett, hurtig und beredt, kreativ und inspirierend gab Mozes Rosenberg bemerkenswerte Kostproben davon, wie weit ein Gitarrist auf der von Django Reinhardt gelegten Spur vorankommen kann.

Virtuosität und Wärme, entspannter swing und ein ungemein stimmiges Zusammenspiel prägten den Abend, dessen rhythmische und harmonische Basis in untadeligem, geschmeidigem Groove von Dave Kelbie an der Gitarre und Louis Thomas am Bass gewebt wurde. Die berührende Singstimme von Tcha Limberger, dessen Tenor in so mancher Passage Erinnerungen an Chet Baker weckte, gab das Tüpfelchen auf‘s i. Django-Klssiker wie „Pour que ma vie demeure“ oder „Crepuscule“, der Armstrong-Song „Someday You‘ll Be Sorry“, Balladen wie „The Man I Love“ oder Swing-Standards wie „Topsy“ und „What is this Thing Calles Love“ erfreuten in genau jener Gleichzeitigkeit von Tradition, Aktualität und schierer Lebendigkeit, die den eigentlichen Reiz des Genres ausmacht.