Trio Kühn – Humair – Chevillon | 22.11.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kammermusik hatte Roland Spiegel, Jazzredakteur beim Bayerischen Rundfunk, in seiner Anmoderation versprochen. Nicht einfach leise! Vor allem um Kommunikation geht es, ums aufeinander Hören, sensitiven Austausch, Aktion, Reaktion, Interaktion. Nicht allzu oft ist ein Pianotrio zu erleben, das in derart unmittelbarer Dichte Ernst macht mit dem Anspruch der gemeinsam für den Moment entworfenen und erspielten Improvisation: Joachim Kühn am Bösendorfer, Daniel Humair am Schlagzeug, beide durch langjähriges Zusammenspiel vertraute Partner, und Bruno Chevillon als neu hinzugekommener Dritter im Bunde am Bass, spielten sich im Birdland die Bälle nur so zu, aufmerksam, hellwach, sensibel und hochintelligent.

Das ging mal mit filigran hingetupften Singlenotes, mal mit fast brachialem Griff in die Tastatur, grollend groovenden Akkorden und zärtlich perlender Melodiosität, immer getragen und beflügelt von geradezu frappant virtuosem Spiel, Grundlage der absoluten Offenheit, welche die Musik der Drei in aktivem Drang und interaktiver Neugier vorantrieb.

Dass ein Trio aus wahren Granden eines sehr eigenständigen europäischen Jazz in einem kleinen Club auftrat, wird selbst im Birdland als kleine Sensation in die Annalen eingehen, zumal Joachim Kühn ja vor Jahresfrist erst da war mit einem grandiosen Solokonzert anlässlich der Neuburger Barockkonzerte. Dem Bayerischen Rundfunk war der Auftritt des Trios denn auch gleich zwei Ü-Wagen wert.

Kühn, Humair und Chevillon boten alles, was nur erwartbar sein kann von moderner improvisierter Musik, meilenweit entfernt vom auch nur leisesten Verdacht der Berechenbarkeit: Instrumentale Klasse, interaktives Gespür und intensive Vertiefung in das, was dem nach vorn offenen Augenblick entrissen, entlockt, entspielt werden kann in kreativer Ideenfülle, kommunikativer Balance und kammermusikalischer Konzentration.